Die meisten Studierenden wissen nur zu gut, dass man im letzten Semester reichlich Zeit für die Abschlussarbeit aufwendet. An der WHU kommen für diese Arbeiten die unterschiedlichsten Themen in Frage, von unternehmerischen Ideen bis hin zur künstlichen Intelligenz, Makroökonomie oder empirischen Analyse. Mit Unterstützung durch Assistant Professor Dr. Lukas Löhlein widmeten Erik Hansen und Maximilian Müller, beide Bachelor-Studierende an der WHU, ihre Abschlussarbeit einem aktuelleren Thema – wie können Unternehmen die pandemiebedingten Herausforderungen in der Kommunikation als Chance für Führungskräfte nutzen.
Was hat euch zu diesem Thema motiviert?
Erik: Wir überlegten uns den Schwerpunkt unserer Arbeit genau in der Zeit, in der COVID-19 in Europa zur wachsenden Bedrohung wurde. Plötzlich stellten wir fest, dass viele Führungskräfte in ihren Netzwerken nach Möglichkeiten zum Umgang mit der Situation suchten. Manche berichteten von persönlichen Erfahrungen mit der Homeoffice-Lösung, und wir sahen darin die Gelegenheit, dieses Thema aus wissenschaftlicher Sicht zu untersuchen.
Max: Zum ersten Mal hatte eine Pandemie derartig weitreichende Folgen für die Wirtschaft, und während viele nur in Zahlen dachten, also an die finanziellen Verluste, interessierten wir uns vornehmlich für die Folgen für die Menschen. Ob Abstandhalten im Unternehmen oder Social Distancing - wir wollten praktische Antworten hinsichtlich der psychologischen Folgen, die damit für die Arbeitskultur und das Führungsverhalten entstehen.
Welche wesentlichen Erkenntnisse habt ihr bei diesem Projekt getroffen?
Max: Wenn eine Führungskraft offene Kommunikation anbietet und bei Meetings interaktiver vorgeht, kann sie für den sozialen Aspekt sorgen, der im Homeoffice häufig fehlt. Man trifft sich nicht mehr auf einen Kaffee oder zum Mittagessen, deshalb muss dieser soziale Aspekt unbedingt in Online-Meetings und in die virtuelle Kommunikation einfließen. Das ist auch für Führungskräfte wichtig, um das Gefühl der Zusammengehörigkeit und eigenen Kultur innerhalb eines Unternehmens zu fördern.
Wieso ist es hilfreich, wenn die Arbeit durch einen Professor begleitet wird?
Erik: Mit Lukas hatten wir schon zuvor in anderen Kursen zu tun, zum Beispiel im Management Abroad Course in Shanghai oder in Seminaren, und hatten deshalb bereits ein gutes Verhältnis zu ihm. Er hat sich regelmäßig erkundigt, und bei Anrufen konnten wir ihm Fragen stellen und Ideen in den Raum werfen. Entscheidend war dabei, dass uns nichts vorgegeben wurde: Er vertraute darauf, dass wir die richtigen Schritte unternehmen würden, und gab uns die Freiheit, aus unseren Feststellungen eigene Schlüsse zu ziehen. Wir wussten, dass wir uns jederzeit an ihn wenden konnten und er uns immer ehrliches Feedback geben würde. Obwohl er uns die ganze Zeit über umfassend unterstützt hatte, waren wir uns sicher, dass das Projekt nach Abschluss zu 100 % unsere eigene Arbeit sein würde.
Max: An der WHU ist man niemals nur eine Nummer wie an einer größeren Universität – man wird als Mensch mit einem Namen geschätzt, und die Lehrkräfte zeigen echtes Interesse. Lukas hat uns immer unterstützt und angespornt, und wenn wir auf Schwierigkeiten stießen, hat er mit konstruktivem Feedback dafür gesorgt, dass wir weiterkamen.
Lukas: Genau genommen umfasst die Arbeit als Supervisor für mich drei Teile. Im ersten Teil bin ich stark in das Projekt involviert und erörtere mit den Studierenden das allgemeine Forschungsthema, die einschlägige Literatur und die Methode, damit die Studierenden ein solides Fundament für ihre Arbeit haben. Mir ist es wichtig, dass die Studierenden ein Thema finden, für dessen Erforschung sie sich begeistern können. Im zweiten Teil halte ich die Studierenden dazu an, das empirische Phänomen zu erkunden, mit dem sie sich befassen, sich von der etablierten Literatur und der Meinung ihres Supervisors zu lösen. Im dritten Teil sollen die Studierenden reflektieren, ob und wie ihre Erkenntnisse bereits etablierte Denkmuster bestätigen oder in Frage stellen können. Das ist nicht leicht, da die Studierenden Wissen damit nicht mehr konsumieren, sondern selbst erzeugen. Letztendlich besteht mein Ziel als Supervisor darin, die Studierenden zu Kreativität und Risikobereitschaft zu ermutigen.
Wie seid ihr vorgegangen, um die Forschungsergebnisse zusammenzutragen?
Max: Wir haben über den Alumni-Verein der WHU, In Praxi Kontakt zu Führungskräften in der Wirtschaft hergestellt und das Forschungsprojekt sowie uns selbst vorgestellt. Allerdings hatten wir nicht damit gerechnet, dass alle so positiv reagieren und so hilfsbereit sein würden. Ausnahmslos niemand hat unsere Bitte abgeschlagen; von allen hörten wir den Satz: „Wenn jemand von der WHU anruft, nehme ich mir immer Zeit.“ Diese Einstellung hat uns sehr beeindruckt. Von CEOs oder COOs, die so unglaublich viel zu tun haben, würde man das eigentlich nicht erwarten, aber die Verbindung zur WHU hat auch lange nach dem Abschluss noch Bestand.
Erik: Viele, die wir kontaktiert haben, zeigten echtes Interesse an dem Projekt und unseren Ergebnissen. Besonders erstaunlich war für uns, wie entspannt sie uns gegenüber waren – als hätten wir schon 20 Jahre zusammengearbeitet. Man bat uns sogar um Ratschläge, und als 23- und 24-Jährige hat uns das wirklich stutzig gemacht; man rechnet einfach nicht damit, dass man einer leitenden Führungskraft Tipps geben soll. Genau das zeigt jedoch den gegenseitigen Respekt im Netzwerk der WHU; die Absolvent*innen haben ihre Studienzeit noch gut in Erinnerung und wissen deshalb, wie reif man schon ist, wenn man seinen Bachelor macht. Dieses Vertrauen hat uns zusätzlich motiviert, hervorragende Ergebnisse abzuliefern.