In Deutschland fahren rund acht Millionen Menschen Ski und damit etwa jeder Zehnte. Die bei vielen beliebte Sportart gerät aber von mehreren Seiten unter Druck. Dass beispielsweise der Klimawandel den Schneepisten ohne technische Unterstützung vielerorts schon den Garaus gemacht hätte, ist mittlerweile sichtbar. Aber es gibt für die Ski-Branche auch Lichtblicke. Eine Prognose, wie der Skisport 2025 aussehen wird, wagt Prof. Sascha L. Schmidt, Lehrstuhlinhaber des Center for Sports and Management der WHU - Otto Beisheim School of Management, zusammen mit seinen wissenschaftlichen Mitarbeitern Daniel Beiderbeck, Nicolas Frevel und Harry Krüger. Sie haben für ihre Delphi-Studie „The Future of Winter Sports“ mit 46 Experten aus elf Ländern gesprochen und dabei fünf zentrale Resultate aus ihren Hypothesen herausgearbeitet.
Prognosen für die Zukunft sind naturgemäß schwierig, jedoch die Zielsetzung von Delphi-Studien. Um so präzise Ergebnisse wie möglich zu erhalten, haben die Verfasser mit Experten aller für den Skisport relevanten Branchen gesprochen, von Sportgeräteentwicklern über Athleten bis hin zu Resort-Managern. Im ersten Punkt waren sich die Fachleute weitgehend einig: Der Wintersport wird nachhaltiger werden. Bislang stehen sich der Massentourismus und der Erhalt der Skipisten oft schwer vereinbar gegenüber. Zahllose Schneekanonen sollen die Folgen des Klimawandels kompensieren und befeuern ihn mit ihrem Energiehunger weiter – ein Teufelskreis. Weil Touristen aber zunehmend ein ökologisches Gewissen entwickeln, werden laut der Studie bis 2025 die Skigebiete wesentlich mehr nachgefragt, die ihre Emissionen stark senken.
Die Befragten der Studie halten es außerdem für sehr wahrscheinlich, dass die Weiterentwicklung technologischer Lösungen in den kommenden fünf Jahren wesentlich zu gesteigerter Sicherheit und Leistungsvermögen beitragen wird. So können virtuelle Begehungen der Skipiste vorab das Verletzungsrisiko minimieren. Stabilere und „intelligentere“ Kleidung, wie zum Beispiel durch aufblasbare Airbags, sorgen bei der Abfahrt selbst für mehr Sicherheit. Eine erweiterte Realität mit virtuellen Informationen in Helm oder Skibrille soll die Leistungsfähigkeit steigern.
Dagegen hängt das Skifahren in Sachen Digitalisierung anderen Sportarten hinterher. Ein Zustand, der sich nach Einschätzung der Experten auch bis 2025 nicht entscheidend ändern wird. Angestrebt werden jedoch auch in den Skigebieten vereinfachende Instrumente wie flächendeckend bargeldloses Bezahlen und Online-Skipässe.
Eine Problematik, die die gesamte Gesellschaft betrifft und auch vor dem Skisport nicht Halt macht, ist das geschlechterspezifische Lohngefälle. Zwar werden bei Wettbewerben, bei denen Männer und Frauen antreten, mittlerweile Preisgelder in derselben Höhe ausgelobt. Das Problem jedoch ist, dass es Skirennen gibt, die exklusiv den Herren vorbehalten sind. Sie sind es auch, die weiterhin die lukrativeren Sponsorenverträge einheimsen. Die Fachleute der unterschiedlichen Branchen gehen davon aus, dass sich dieser Missstand in den kommenden Jahren nur abmildern, aber nicht beseitigen lässt.
Als letztem Punkt widmet sich die Studie dem Einfluss von eSports auf den Skisport. Auch dort bleiben die Experten weitgehend skeptisch. Während es ohnehin nur wenige Sportspiele auf die Bestsellerlisten der Online-Spieleindustrie schaffen, nimmt Skifahren unter diesen keine bedeutende Rolle ein. Eine virtuelle Abfahrt kann das reale Erlebnis nicht ersetzen und scheint auch als Mittel, jüngere Generationen an den Sport heranzuführen, ungeeignet zu sein. Die Rolle von eSports bleibt also auch in Zukunft für den Wintersport vernachlässigbar.
Die Delphi-Studie zeigt im Ergebnis, dass sich in Bereichen wie Nachhaltigkeit und technologischer Entwicklung bis 2025 ein umfassender Wandel im Skisport vollziehen soll. Andere Aspekte wie die Digitalisierung und Geschlechtergerechtigkeit werden laut Prognose hinterherhinken. Wie die Wahrscheinlichkeiten, Auswirkungen und Wünschbarkeiten der Entwicklungen im Detail ausfallen, kann in der Studie des Center for Sports and Management der WHU nachgelesen werden.