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Fünf Fragen an DeepSkill

WHU-Start-up möchte emotionale Intelligenz als wichtigste Fähigkeit in Unternehmen etablieren

Empathie, mentale Stärke, Resilienz – alles sicher wichtige Fähigkeiten, aber aktuell würden sie wohl von kaum jemandem als die wichtigsten von allen herausgestellt. Die Förderung emotionaler Intelligenz als wichtigste Fähigkeit in einem Unternehmen ist die Vision des Start-ups „DeepSkill“. Das erst 2020 von den WHU-Alumni Miriam Mertens (EMBA 2010) und Peter Goeke (MBA 2017) gegründete Unternehmen konnte schon die breite Unterstützung vieler namhafter Wirtschaftslenker:innen gewinnen und erfolgreiche Finanzierungsrunden abschließen. Wieso sie emotionale Intelligenz als wichtigste Fähigkeit sowohl bei Führungskräften als auch bei Angestellten etablieren wollen und wie das funktionieren könnte, erzählen die beiden Gründer in unserer Interviewreihe „Fünf Fragen an…“   

1. Mit DeepSkill setzt ihr darauf, nicht in erster Linie die Fachkenntnisse von Mitarbeitern zu entwickeln, sondern vor allem die emotionalen Fähigkeiten. Warum wird „emotionale Intelligenz“ in Zukunft für eine Firma immer wichtiger und was genau versteht ihr darunter?

Miriam Mertens: Emotionale Fähigkeiten sind jene, die nicht auf theoretisch erworbenem Fachwissen basieren, sondern auf persönlichen Fähigkeiten, Charakterzügen, Verhaltensweisen, Einstellungen und Eigenschaften. Es sind die Fähigkeiten, die uns gerade in unsicheren, schlecht planbaren Situationen handlungsfähig, kommunikationsstark und resilient machen. Gerade in Zeiten von Dauerkrise und Turbo-Digitalisierung sind diese Fähigkeiten (Skills) in der Belegschaft absolut notwendig, um als Unternehmen dauerhaft erfolgreich zu sein.

2. Früher war diese Art von Coaching eher Führungskräften vorbehalten. Mit DeepSkill möchtet ihr aber an alle Mitarbeitenden eines Unternehmens herantreten. Warum ist das zielführend?

MM: Die Herausforderungen, die Mitarbeitende auf verschiedensten Ebenen in Unternehmen heutzutage haben, sind ganz andere als noch vor 20 Jahren. Arbeitsverdichtung und die Automatisierung zum Beispiel durch KI haben dazu geführt, dass wiederkehrende Routine-Aufgaben in der Regel von Algorithmen übernommen werden und Arbeitnehmer vor allem Kreativ- oder Konzeptionsleistung, Kommunikation und Steuerungsaufgaben übernehmen. Zudem hat die klassische Führungsstruktur in vielen Unternehmen ausgedient. Viele Mitarbeitende haben projektbezogene oder virtuelle, teilweise auch temporäre Führungsaufgaben.

In all diesen Rollen sind emotionale Fähigkeiten von entscheidender Bedeutung. Wir vermitteln diese Skills in einem auf die Zielgruppe ausgerichteten Mix aus Training und Einzelcoaching, so dass diese Fähigkeiten wirklich für alle Mitarbeitenden im Unternehmen zugänglich werden. 

3. Wie läuft das individuelle Coaching mithilfe von DeepSkill konkret ab? Jeder Mitarbeitende bringt ja ganz unterschiedliche Voraussetzungen und Fähigkeiten mit. Um das passende Coaching zu gewährleisten, bindet ihr auch den umfangreichen Einsatz von Technologien ein.

MM: Bei der Entwicklung dieser Skills setzen wir nicht allein auf Coaching, sondern verzahnen digitale Lernmethoden wie eLearning, Self-Study- und Reflektionsübungen, Einzel- und Gruppencoaching zu einem sehr effektiven Mix über einen längeren Zeitraum hinweg. Für die Teilnehmenden sind unsere Programme  immer auf deren jeweiliges Unternehmen zugeschnitten. Sie durchlaufen über 6 oder 12 Monate alle relevanten Module, die sie für ihre Weiterentwicklung benötigen – und das komplett digital und in ihren Alltag eingewoben. Auf fundierten methodischen Input folgt beispielsweise eine Übung im Job-Alltag – darauf dann wiederum eine individuelle Coaching-Session, die so besonders effektiv ist, da sie sich auf ein konkretes, vorher definiertes Problem bezieht. Wir kombinieren die Vorteile einer flexiblen und skalierbaren Coaching-Plattform mit der strukturierten Entwicklung von Fähigkeiten eines Trainings-Anbieters – und das Ganze vollkommen digital und flexibel nutzbar.

4. Euer Unternehmen wurde erst 2020 gegründet. Seitdem konntet ihr aber viele prominente Unterstützer:innen gewinnen und erfolgreiche Finanzierungsrunden abschließen. War die Zeit nun einfach reif für diese neue Form des Coachings? Und welche Rolle hat der Ausbruch der Corona-Pandemie für euer digitales Geschäftsmodell gespielt?

Peter Goeke: Die Zeit war im Grunde auch vorher schon reif, es gab aber schlicht weg keine innovativen Lösungen. Man kannte eben nur die Einzelcoachings vor Ort und die Wochenendtrainings im schicken Hotel an der Spree. Als wir unsere Produktinnovation vorgestellt haben, war das Feedback oft: Endlich gibt es eine Lösung, unsere Personalentwicklung so ganzheitlich aufzustellen, wie wir es immer wollten. Die Corona-Pandemie war für uns eher der Kick-Starter, der unsere digitale Lösung für Personalentwickler noch zwingender gemacht hat.

5. Ihr beide habt jeweils ein Programm an der WHU abgeschlossen und euch bei einer Veranstaltung der Hochschule kennengelernt. Wie schätzt ihr das unternehmerische Ökosystem und den Unternehmergeist an der WHU ein und inwiefern haben diese Erfahrungen eure eigene Gründung beeinflusst?

PG: Das Ökosystem an der WHU ist in Deutschland einzigartig. Auch einen der Co-Founder meiner ersten Gründung habe ich an der WHU kennengelernt. Das tolle an der WHU ist, dass man mit vielen ambitionierten, gründungsinteressierten Menschen in Kontakt kommt, die willens sind, sich gegenseitig mit Rat und Tat zu unterstützen. Nach dem ersten Gespräch mit Miriam war mir im Grunde sofort klar, dass eine gemeinsame Gründung riesiges Potential bergen würde. Der gemeinsame WHU-Background ist auf jeden Fall schon mal ein guter Startpunkt für den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses, wenn es ums Thema Gründen geht.