Mit Hilfe von Minimum und Billing Increments runden Dienstanbieter häufig die tatsächliche Nutzungsmenge zu einem beliebigen Vielfachen (z.B. zur vollen Stunde oder je 1.000 Einheiten) auf und rechnen so eine deutlich erhöhte Nutzungsmenge mit dem Kunden ab. Trotz ihrer Popularität in der Unternehmenspraxis hat die Forschung diese Erhöhungen weitgehend ignoriert und angenommen, dass die kostenpflichtige Nutzung immer gleich der tatsächlichen Nutzung ist.
Zusammen mit Forschern der Goethe Universität Frankfurt und der Hochschule Fulda entwickelte Prof. Dr. Christian Schlereth einen Verrechnungsindex, der das Vielfache der verrechneten Menge im Vergleich zur tatsächlichen Nutzungsmenge angibt und identifiziert Situationen, in denen dieser Index besonders hoch ist.
In drei empirischen Studien im hart umkämpften Telekommunikationsmarkt zeigen das Forscherteam auf, dass Anbieter zunehmend längere Minimum und Billing-Inkremente einsetzen. Diese Inkremente erhöhen die abgerechnete Nutzung im Schnitt um 43,79% der tatsächlichen Nutzungsmenge. Die daraus resultierenden Umsätze machen fast zwei Drittel (66,2%) des operativen Ergebnisses der Anbieter in Deutschland und den USA aus. Kunden, insbesondere weniger gebildete, scheinen die Inkremente nicht gut zu verstehen, bzw. ignorieren sie häufig bei ihrer Anbieter- und Tarifwahlentscheidung.
Die Print-Version des Artikels ist als Open Access kostenfrei erhältlich: journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/1094670519895581