Lehrstuhl für Entrepreneurship, Innovation, and Technology

Mit “Frenemies” zum technologischen Durchbruch

Eine Studie liefert neue Erkenntnisse dazu, wann die Zusammenarbeit mit Wettbewerbern zu Innovationen und technologischen Durchbruch führt.

Einen technologischen Durchbruch zu erreichen, ist ein teures und risikoreiches Unterfangen. Daher arbeiten Unternehmen immer öfter mit ihren Konkurrenten zusammen, um die Kosten und Risiken der entsprechenden Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten gemeinsam zu tragen. So führten 2018 beispielsweise BMW, Daimler, Ford und Volkswagen gemeinsam das Projekt „Autostack Industry“ durch, im Rahmen dessen die Entwicklung von Brennstoffzellen für die Automobilindustrie simuliert wurde. Allerdings können solche „Coopetition-Projekte“ für die beteiligten Firmen auch immense Risiken bedeuten. Japanische Firmen nutzen beispielsweise in den 1980er Jahren ihre Kooperation mit US-amerikanischen Automobilherstellern aus, um sich detaillierte Kenntnisse über den US-amerikanischen Markt anzueignen.

Wann können Unternehmen aber von einer Zusammenarbeit mit Wettbewerbern profitieren und einen technologischen Durchbruchs schaffen? Diese Forschungsfrage stellte sich Prof. Dr. Dries Faems, Inhaber des Lehrstuhls für Entrepreneurship, Innovation and Technological Transformation der WHU - Otto Beisheim School of Management. Gemeinsam mit Yan Yan (Renmin University of China) und John Dong (University of Groningen) untersuchte er die Coopetition-Aktivitäten von 323 Unternehmen der weltweiten Photovoltaik-Industrie im Zeitraum zwischen 1995 und 2015. Die Ergebnisse dieser Studie werden demnächst im internationalen Journal Long Range Planning veröffentlicht.

Aus den Ergebnissen geht hervor, dass die Partnerunternehmen dieselbe technologische Sprache sprechen müssen, um einen technologischen Durchbruch zu erreichen. Das bedeutet, dass es eine gewisse Überschneidung in ihren technologischen Aktivitäten geben sollte, damit sich die Ingenieure der beteiligten Unternehmen auch verständigen können. Wenn das technologische Wissen der Partnerunternehmen sich jedoch zu sehr angleicht, dann hält sich der Mehrwert einer solchen Zusammenarbeit mit Konkurrenzunternehmen in Grenzen.

Gleichzeitig zeigt die Studie, dass es wichtig ist, mit Wettbewerbern zusammenzuarbeiten, die nicht im selben Marktsegment aktiv sind. Wenn Unternehmen in ein und demselben Marktsegment direkte Konkurrenten sind, ist der Wettbewerbsdruck zu hoch und eine fruchtbare Zusammenarbeit, bei der die Partner voneinander lernen können, wird unmöglich. Sind sie nicht im selben Marktsegment aktiv, dann ist der Wettbewerbsdruck weniger ausgeprägt und es ist für die Unternehmen einfacher, mithilfe des Know-hows ihrer Partner zu einem technologischen Durchbruch zu kommen.

Auf Basis der Studienergebnisse betonen die Autoren die Bedeutung einer sorgfältigen Auswahl der Partnerunternehmen bei Kooperationen mit Wettbewerbern. Überschneidungen sowohl in der Technologie als auch auf dem Markt sollten sorgfältig geprüft werden, damit die Zusammenarbeit nicht im Ruin endet.