Meetings gehören zur Arbeitswelt wie Bäume zum Wald. Doch manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald fast nicht mehr… Allein in Europa verbringen Mitarbeiter:innen bis zu 50 Tage im Jahr in Meetings. Dabei dienen Meetings einer Vielzahl von Zielen: Informationen sollen geteilt, Entscheidungen getroffen und Probleme gelöst werden. In unserer Forschung befassen wir uns am Lehrstuhl für Leadership damit, wie die täglichen Meetings, die zum Arbeitsleben gehören, effizienter und zufriedenstellender gestaltet werden können.
In einer Studie fanden wir beispielsweise, dass sich für weibliche Führungskräfte in Meetings besondere Herausforderungen ergeben. Das Paper von Sofia Schlamp, Fabiola Gerpott und Sven Voelpel zeigt in einer Stichprobe von 41 aufgezeichneten Meetings, dass Männer und Frauen sich in ihrer Art der Kommunikation (aufgaben- oder beziehungsorientiert) nicht unterscheiden. Allerdings fanden die Forscher:innen einen Geschlechterunterschied bei der Wirkung dieser Verhaltensweisen: Je mehr männliche Führungskräfte aufgabenorientiertes verbales Verhalten zeigten, z.B. Lösungsvorschläge machten, desto signifikant häufiger wurden sie als Führungspersönlichkeit wahrgenommen als Frauen. In anderen Worten, weibliche Führungskräfte erzielen mit demselben Führungsverhalten (welches sie auch genauso häufig wie Männer zeigen) eine andere Wirkung auf ihre Mitarbeiter:Innen.
Was bedeuten diese wissenschaftlichen Erkenntnisse für Organisationen und die Gestaltung von Führungskräfte-Trainings? Das Problem liegt häufig nicht im Verhalten von weiblichen Führungskräften, sondern in der Wahrnehmung des Verhaltens durch andere in der Organisation. Förderprogramme für Führungskräfte sollten daher stärker darauf abzielen, das Bewusstsein für diese unterschiedliche Bewertung von männlichen und weiblichen Führungskräften zu schärfen und eine inklusivere Arbeitsumgebung schaffen.
Meetings in Zeiten der Pandemie
In weiteren Forschungsarbeiten befassen wir uns mit aktuellen Veränderungen von Meetings. Seit dem Beginn der COVID-19 Pandemie gehören virtuelle Meetings zum Alltag vieler Mitarbeitenden. Aber wie verändert die Virtualität die Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden? Und gibt es auch dort Geschlechterunterschiede?
Am 23./24. März präsentierte Lioba Gierke erste wissenschaftliche Erkenntnisse zu Unterschieden zwischen virtuellen und face-to-face Meetings im Rahmen eines PhD Workshops mit der Toulouse School of Management, der Lancaster University Management School und der WHU – Otto Beisheim School of Management. Die Befunde deuten darauf hin, dass weibliche Führungskräfte durchaus auch Vorteile durch virtuelle Meetings erfahren können. Wir stehen noch am Anfang dieser Forschung, daher hier unsere aktuellen Podcast-Tipps in denen Sie noch mehr Einblicke gewinnen können:
Step Up: Am doppelten Standard gemessen: Wie beeinflussen Gender Bias die Beurteilung von Frauen? -https://spoti.fi/2NK0ZqZ
Female Business: Our Academic Heroine – Prof. Dr. Fabiola Gerpott schafft Fakten für eine bessere Welt- https://spoti.fi/3cg8kbr
DDN: Warum wir Autorität virtuell anders erleben als im Büro- https://spoti.fi/2QywENh