Lehrstuhl für Small and Medium-Sized Enterprises

Zukunftsfähigkeit der Region Westerwald

Karrieremöglichkeiten für junge Menschen bleiben vielfach unentdeckt.

Eine aktuelle Studie der WHU – Otto Beisheim School of Management kommt zu dem Schluss, dass der Westerwald eine Vielzahl von attraktiven Ausbildungsplätzen bei erstklassigen Unternehmen bietet. Tragisch: Fast 65 Prozent der Jugendlichen in der Region wissen gar nicht um die hervorragenden Berufschancen in ihrer Heimat. In der Folge werden wohl viele potenzielle Azubis fortziehen, obwohl sie durchaus gerne im Westerwald geblieben wären.

Durchgeführt wurde die Studie von Prof. Dr. Christina Günther und Nicole Gottschalck, die beide dem IHK-Lehrstuhl für kleine und mittlere Unternehmen angehören. Sie befragten 866 Jugendliche von der 9. bis zur 13. Klasse an insgesamt 15 Schulen in den Landkreisen Westerwaldkreis, Altenkirchen und Neuwied zum Thema Ausbildungsplatz- und Berufswahl. Dazu wurden auch 133 Unternehmen zu ihrer Sicht auf die Ausbildungssituation in der Region befragt.

Eines der verblüffendsten Ergebnisse der Umfrage ist, dass die Hälfte der befragten Jugendlichen den Westerwald gar nicht oder nur ungern auf der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz verlassen möchte. Gleichzeitig wurde jedoch auch deutlich, dass die potentiellen Auszubildenden in einem relativ großen Radius rund um den Heimatort nach einem möglichen Arbeitgeber suchen, jedoch nur sehr wenig Informationen über die Vielzahl der tatsächlich verfügbaren Unternehmen und Arbeitsplätze auffinden. Auf die Frage, wie sie die Chancen, ihre beruflichen Ziele im Westerwald umzusetzen, einschätzen, antworten 36 Prozent optimistisch, 32 Prozent pessimistisch und ebenfalls 32 Prozent waren sich über die Zukunftsperspektiven in der Region unsicher.

Im eklatanten Gegensatz dazu steht die Einschätzung der Berufschancen für junge Menschen auf Seiten der ansässigen Unternehmen. 77 Prozent der befragten Unternehmen schätzen die Situation „sehr gut“ oder „gut“ ein – und haben damit durchaus recht. Der Westerwald beheimatet viele sogenannte Hidden Champions und erfolgreiche Familienunternehmen, die mitunter weltweit aktiv sind. Ein Viertel der Unternehmen hat mindestens einen Standort im Ausland – ein Umstand, der bei gut einem Drittel der Jugendlichen positiv aufgenommen würde. Denn jeder Dritte wünscht sich die Gelegenheit, Auslandserfahrung zu sammeln.

Ein schwerwiegendes Problem ist jedoch vor allem auch die Orientierungslosigkeit der Jugendlichen:  Fast die Hälfte von ihnen ist sich in Hinblick auf die eigenen Interessen und Talente unsicher. Lediglich 20 Prozent der Befragten gaben an, keine besonderen Schwierigkeiten bei der Berufsorientierung zu haben. Die Unternehmen dagegen haben Schwierigkeiten, ihre freien Stellen zielgruppengerecht zu bewerben. Bei 44 Prozent der befragten Arbeitgeber gibt es derzeit unbesetzte Ausbildungsstellen.

Die Studie, die mit Unterstützung der drei Westerwälder Landkreise, der ADG sowie der ewm, der Firma Schütz, sowie der Hachenburger Brauerei und der Westerwald Bank durchgeführt wurde, stellt heraus, dass Jugendliche und Unternehmen durchaus zueinander finden wollen, jedoch vielmals unterschiedliche Kommunikations- und Informationskanäle nutzen. Die Untersuchung bietet eine hervorragende Grundlage für Unternehmen im Westerwald – aber auch vergleichbaren ländlichen Regionen – ihre attraktiven Ausbildungsangebote auf die wahren Bedürfnisse und Wünsche junger Menschen hin zu bewerben. Deutlich machte die Studie nämlich vor allem eines: Die Region Westerwald bietet erstklassige Karrieremöglichkeiten, die von den Jugendlichen durchaus gerne genutzt würden – wenn sie von ihnen wüssten.

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