In zwei Zahlen ausgedrückt beschreibt dies die diesjährige SmartUp! Tour Berlin, bei der 25 WHU-Studenten die Möglichkeit hatten, mit jungen Gründern ins Gespräch zu kommen und dabei verschiedene Perspektiven zur Gründung eines erfolgreichen Startups kennenzulernen.
SmartUp! ist eine Initiative der WHU – Otto Beisheim School of Management, die jährlich drei bis vier Touren in deutsche Startup-Hubs organisiert. In Städten wie Berlin, München oder Hamburg haben die teilnehmenden Bachelor- und Masterstudenten die Möglichkeit, sich junge Unternehmen direkt vor Ort anzugucken und während Workshops und interaktiven Vorträgen Expertise zu sammeln. Dabei steht genauso der unmittelbare Kontakt mit den Gründern wie die Diversität der einzelnen Unternehmen im Vordergrund der Tour.
Das jüngste Unternehmen, das auf dieser SmartUp! Tour besucht wurde, war Colabel. Im Wohnzimmer der beiden Gründer, Thilo und Gero, erfuhren die Teilnehmer aus erster Hand, wie es ist, ein Tech-Startup aufzubauen und was die entscheidenden Herausforderungen während der ersten Monate nach der Gründung sind. Einen Ratschlag, den die beiden Gründer, die Colabel direkt nach ihrem Bachelor-Abschluss an der WHU im Sommer 2018 gegründet haben, den Teilnehmern der SmartUp! Tour mit auf den Weg gaben, war, dass man sich niemals von der Konkurrenz abschrecken lassen sollte. Vielmehr sei eine steigende Zahl an Wettbewerbern ein Zeichen dafür, dass es sich um einen wachsenden Markt handle und das Produkt Relevanz hätte.
Wie ein einstiges Startup zu einem erfolgreichen Unternehmen werden kann, erfuhren die Studenten am Beispiel von Audibene. Audibene ist inzwischen der viertgrößte Anbieter für Hörgeräte weltweit und mit über 1.000 Mitarbeitern in zehn Märkten aktiv. Im Gegensatz zu Colabel ist Audibene jedoch schon lange nicht mehr nur mit der Entwicklung des eigentlichen Produktes beschäftigt, sondern vor allem mit der Expansion in weitere Länder.
Junge Startups wie Colabel, die sich noch in der Anfangsphase befinden, sind häufig über Manpower und Expertise hinaus auf Unterstützung von externen Investoren angewiesen. Aus diesem Grund besuchte die SmartUp! Tour auch zwei Venture Capitalist, darunter Cherry Ventures. Cherry Ventures wurde 2013 von Filip Dames gegründet und hat in der Vergangenheit in Unternehmen wie FlixBus oder das Kölner PropTech-Startup Homelike investiert. Die beste Zeit zu gründen sei aber genau jetzt, so Cherry Ventures. Legitimation findet diese Aussage nicht zuletzt dadurch, dass es zurzeit über 60 Unicorns in Europa gibt von denen allein 17 dieses Jahr eine Marktbewertung von über einer Milliarde US-Dollar erreicht haben.
Doch wie gründet man eigentlich ein solch erfolgreiches Startup? Diese Frage beantwortete jeder der besuchten Gründer anders. Julian Stiefel, Gründer von dem Travel-Startup Tourlane, betonte, dass es für ihn extrem wichtig gewesen sei, von Beginn an Leidenschaft für das Produkt zu haben und damit gleichzeitig ein Problem zu lösen, welches ihn selbst im Alltag beschäftigt. Julius Bolz, Co-Founder der online Büromöbelvermietung Lendis, verfolgte jedoch einen gänzlich anderen Ansatz. Er berichtete von einer sehr strukturierten Herangehensweise, bei der er über 100 Startup-Ideen in einer Exceltabelle zusammenstellte und nach zehn Schlüsselkategorien gewichtete, bis er sich nach monatelanger Suche zusammen mit seinem Co-Founder zur Gründung von Lendis entschied.
Und so hatte jeder Startup-Gründer seine ganz eigene Empfehlung, die er der Gruppe mit auf den Weg gab. Teilweise widersprach sich diese sogar mit denen anderer Gründer, einige Gemeinsamkeiten gab es dann aber doch: Man solle keine Angst haben Entscheidungen zu treffen und Risiken eingehen, sich dennoch stets fokussieren und dabei so viel wie möglich experimentieren.
Somit war die wichtigste Erkenntnis für viele Teilnehmer, dass es nicht den einen Weg gibt ein Startup zu gründen und zu skalieren, sondern es vielmehr ein Zusammenspiel aus vielen Faktoren ist. Je nach Produkt sollte ein anderer Ansatz gewählt werden und selbst bei gleichen Produkten können unterschiedliche Ansätze zum Erfolg führen. Und wer weiß, vielleicht ist in ein paar Jahren ja auch eines der von der StartUp! Tour besuchten Unternehmen das nächste Unicorn Europas.