Dass die Deutsche Post DHL mehr als nur die Logistik von Briefen und Paketen abwickelt, zeigte Thomas Kipp in einer virtuellen Gastvorlesung im Rahmen der Vorlesung „Innovation Management“ des Bachelor of Science Programms.
Der zu den 20 größten Arbeitgeber weltweit gehörende Konzern hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 keine CO2 Emissionen mehr zu verursachen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden Maßnahmen und Projekte entwickelt, welche unter anderem den StreetScooter zur Folge hatten.
Gemäß dem Leitsatz „Never disrupt an industry from inside but outside” wurde zu Beginn eine Partnerschaft mit Forschern der RTWH Aachen beschlossen, welche schon an einem vollelektrischen und bezahlbaren Kleinwagen arbeiteten. Dieser Kleinwagen bildete die Basis für die Entwicklung des StreetScooters. Das Projekt war insofern besonders, so Thomas Kipp, weil der StreetScooter eine Investition in eine völlig neue Technologie mit neuen Möglichkeiten außerhalb des klassischen Geschäftsmodells der Deutsche Post DHL darstellte und von seiner ganzen Organisation und Durchführung mehr einem Start-up innerhalb des Konzerns ähnelte. Bei der Entwicklung wurde der Ansatz eines „Reverse Engineering“ gewählt. Konkret bedeutete dies, dass zuerst über die Anforderungen und Gegebenheiten gesprochen wurde und anschließend erst die Entwicklung und Produktion startete. Im Mittelpunkt standen hier insbesondere die Anforderungen der Fahrer derartiger Fahrzeuge. Das Endergebnis bildete ein Lieferwagen, welcher für die alltäglichen Bedingungen einer Paket- und Postauslieferung mit durchschnittlich 100-150 Paketen optimal geeignet war. Die Entwicklungszeit vom ersten Konzept bis zum Start der Produktion betrug nur rund 3,5 Jahre, welche im Vergleich zu OEMs in der Mobilitätsbranche eine sehr kurze Zeit darstellte.
Der StreetScooter bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Entsprechend wurden viele Anfragen von anderen Firmen oder Kommunen verzeichnet, um den StreetScooter als Nutzfahrzeug oder Werbebotschafter zu nutzen. Aktuell wurden bereits mehr als 9.000 StreetScooter zugelassen und zusammen mit 3.000 Pedelecs über 75 Millionen Kilometer zurückgelegt. Das Fahrzeug gilt als Markführer und wird seit 2019 auch international, z.B. in Japan, vertrieben. Bis zur kompletten Umstellung der gesamten Flotte mit über 35.000 Fahrzeugen wird es noch etwas Zeit benötigen, aber die ersten wichtigen Schritte hin zu einer CO2 emmissonsfreien Unternehmung sind gemacht.
Am Ende seines Vortrages fasste Thomas Kipp wichtige lessons-learned, die bei radikalen Innovationen innerhalb von Großunternehmen zu beachten sind, zusammen.