Master-Programm

Wie Unternehmertum im Konzern funktioniert

WHU Alumna Johanna Wagner über die Rolle von Unternehmertum.

Als der Master in Entrepreneurship Studiengang 2017 an den Start ging warst Du Teil des allerersten Jahrgangs. Wie bist Du zu dieser Entscheidung gekommen?

Ich wusste immer, dass ich noch einen Master machen wollte und mit zwei Jahren Arbeitserfahrung bei der Lufthansa hatte ich eine gute Vorstellung davon, was genau ich von dem Abschluss erwarte: die Möglichkeit über klassische BWL-Fächer hinaus zu lernen und praktische Fähigkeiten in Bereichen wie Coding, Datenanalyse und Finanzmodellierung zu entwickeln. Ich bin fest davon überzeugt, dass in diesen Zeiten enormer technologischer Veränderungen BWL-Studierende den Anspruch haben müssen, diesen rasanten Transformationsprozess zu verstehen. Nur so können wir als Mitarbeiter, in Führungsrollen und als Unternehmensgründer erfolgreich sein.

Außerdem habe ich durch die Arbeit in einem DAX-Konzern Interesse an Corporate Entrepreneurship entwickelt. Ich wollte besser verstehen, wie Großunternehmen ihre Position am Markt halten und sich gleichzeitig flexibel anpassen können, wenn Kundenbedürfnisse sich verändern. Nachdem ich mir das Curriculum angeschaut hatte, war ich überzeugt, dass der Master in Entrepreneurship an der WHU genau das Richtige für mich ist.

Was hat Dich an dem Studiengang überrascht? Ging es die ganze Zeit um Start-ups?

Es ging ganz klar nicht nur um Start-ups! Unternehmerisches Handeln sollte ja nicht nur in Start-ups stattfinden – und das tut es auch nicht. Der Studiengang ist so strukturiert, dass man Fächer aus allen funktionalen Bereichen belegen kann, was meiner Meinung nach für alle BWL-Absolvent*innen extrem wichtig ist. Ich habe in den letzten Jahren viele Stellenanzeigen gelesen und der Begriff „unternehmerisches Mindset“ wird sehr häufig genannt - egal in welcher Industrie man sich umschaut. Genau darum geht es beim Master in Entrepreneurship: das unternehmerische Denken an sich zu entwickeln und zu stärken. Überrascht hat mich vor allem die „bunte“ Zusammensetzung meines Jahrgangs – wir hatten ganz unterschiedliche Hintergründe, sowohl in Bezug auf unsere bisherigen Erfahrungen als auch kulturell. Einige Kommiliton*innen hatten bereits eines oder mehrere Unternehmen gegründet, andere waren im Konzern oder in ihren jeweiligen Familienunternehmen tätig gewesen.

Hattest du zu Beginn des Master-Studiums eine klare Idee, was Du danach machen wolltest?

Ich hatte ehrlich gesagt keine klare Vorstellung – oder, um es vielleicht positiver zu formulieren: ich war komplett offen für neue Herausforderungen. Ich wusste ziemlich genau, was ich nicht machen wollte, konnte mir aber sowohl Aufgaben bei einem Inkubator oder einer Venture Capital Firma als auch im Business Development im Konzernumfeld vorstellen. Ich hätte mir allerdings nie träumen lassen, dass es Controlling wird!

Erzähl uns ein wenig von Deinen Überlegungen im Entscheidungsprozess für Henkel … 

Alles begann mit einer eMail vom Henkel Center for Consumer Goods. Bei der jährlichen „Master Your Career“ Karrieremesse an der WHU bot Henkel Vorstellungsgespräche für einen Festeinstieg an - das war eine tolle Möglichkeit! Zu der Zeit studierte ich noch in San Diego im Rahmen meines Doppelabschlusses, hatte noch ein ganzes Semester dort und meine Abschlussarbeit vor mir. Den Jobeinstieg hatte ich daher noch nicht recht durchdacht. Henkel hatte ich allerdings schon als möglichen Arbeitgeber im Hinterkopf, und zwar aus mehreren Gründen:

Erstens, weil es ein global tätiger, börsennotierter Mischkonzern im Familienbesitz ist. Das ist eine seltene Konstellation und jeder einzelne dieser Aspekte war mir wichtig. Ich wusste, dass ich in einem Unternehmen einsteigen wollte, bei dem ich potenziell meine ganze Karriere verbringen könnte. Da ich auf jeden Fall die Möglichkeit haben wollte, auch im Ausland zu arbeiten musste es ein global tätiges Unternehmen sein und am liebsten ein Mischkonzern – da wird es sicher nie langweilig! Henkel ist in so unterschiedlichen Geschäftsfeldern tätig und damit perfekt für Menschen wie mich, die sich einfach nicht für nur eine spannende Industrie entscheiden können.

Die Kombination aus Börsennotierung und Familienbesitz fand ich schon immer faszinierend – ich wollte aus erster Hand miterleben, wie ein Unternehmen es schafft, seinen Werten treu zu bleiben, strategisch und langfristig zu wachsen und gleichzeitig den kurzfristigen Erwartungen der Finanzmärkte gerecht zu werden.

Zweitens fördert Henkel bei den Mitarbeitern regelmäßige Positionswechsel innerhalb des Unternehmens. Ich kann mir sehr gut vorstellen, in unterschiedlichen Teams, Ländern und Industrien zu arbeiten und für ein Unternehmen zu arbeiten, das Jobwechsel nicht nur zulässt, sondern aktiv fördert, ist großartig.

… und von Deiner jetzigen Position.

Meine jetzige Position nennt sich Manager Global Controlling for Laundry & Home Care. In dieser Position unterstützen wir unser Vorstandsmitglied und sein Führungsteam als strategischer Partner für alle finanziellen Fragestellungen. Das macht unsere Aufgabe einerseits sehr strategisch, und andererseits liefern wir hochaktuelle und sehr detaillierte Analysen zu fast allen Teilbereichen des Geschäftsfeldes.

Ich finde, Controlling ist ein sehr guter Startpunkt für eine Karriere in einem Großunternehmen. Bei Henkel bekommt man durch die Tätigkeit im Globalen Controlling Einblicke in alle Teilbereiche der Geschäftstätigkeit, von Supply Chain bis Marketing, von Produktionsmanagement bis Innovation und von Investor Relations bis zum Digitalbusiness.

Henkel ist fast 150 Jahre alt. Welche Rolle spielt Unternehmertum da in Deiner täglichen Arbeit?

Einer unserer vier Führungsgrundsätze bei Henkel lautet „Wir handeln als Unternehmer“. Dazu verpflichten sich alle Mitarbeiter*innen, nicht nur solche, die in den Bereichen Business Development oder Innovation arbeiten, sondern auch solche wie ich, bei denen die unternehmerischen Aspekte im Tagesgeschäft nicht so offensichtlich sein mögen. Für uns bedeutet unternehmerisches Handeln, dass wir Risiken eingehen, um Chancen im geschäftlichen Umfeld zu schaffen und zu nutzen. Außerdem setzen wir uns für Innovationen ein und dafür, dass Entscheidungen rasch und klar getroffen werden. Ein Teil meiner Aufgaben in Global Controlling ist es außerdem, die Nutzung von BI Tools und analytischen Vorhersageinstrumenten voranzutreiben. Das ist ein sehr unternehmerisches Thema und die Arbeit daran macht mir eine Menge Spaß!

Wie setzt Du die Dinge, die Du während Deines Masterstudiums gelernt hast bei Deiner Arbeit ein?

Es gibt eine Menge Fähigkeiten, die ich während des Masters in Entrepreneurship entwickelt habe und die ich nun regelmäßig nutze, sowohl ganz praktische Ansätze und Fertigkeiten als auch Soft Skills. Für viele meiner konzeptionellen Aufgaben nutze ich die Methoden, die ich in Prof. Hienerths Kurs „Prototyping“ erlernt habe, und es gab außerdem eine Reihe Kurse zu Datenanalyse, die mir im Joballtag bei Finanzanalysen helfen. Und natürlich greife ich sehr stark auf die Kommunikations- und Zeitmanagementfähigkeiten zurück, die ich während meiner Zeit an der WHU erworben habe.

Henkel und die WHU arbeiten schon lange und sehr umfassend zusammen. Was wäre eine Maßnahme, die wir aus Deiner Sicht als Absolventin und als relativ neue Mitarbeiterin umsetzen könnten, um die Zusammenarbeit noch weiter zu vertiefen?

Als Studentin habe ich nie wirklich ein klares Bild davon bekommen, was Controller eigentlich tun und habe deshalb auch gar nicht nach einer Position in diesem Bereich geschaut. Heute könnte ich mir keinen spannenderen und herausfordernderen Job vorstellen! Henkel hat meiner Meinung nach eine sehr gut integrierte und strategische Controllingabteilung, die klar an den Bedürfnissen des Managements ausgerichtet ist. Ich fände es klasse, wenn wir die Zusammenarbeit nutzen könnten, um im Rahmen der Controllingvorlesungen zu zeigen, wie vielfältig, herausfordernd und vor allem unterschätzt Controlling ist!