MBA-Programm

Der Finanzexperte, der mit Medizin angefangen hat

Seit 2014 unterrichtet Professor Dr. Garen Markarian an der WHU. Er versteht es, das Beste aus seinen Studierenden herauszuholen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er auf einen reichen internationalen Erfahrungsschatz in der Lehre zurückgreifen und sich so auch immer wieder auf die kulturellen Besonderheiten seiner Studierenden einstellen kann.

WHU Garen Markarian MBA

Er lehrte an der IE Business School (Spanien), der HEC (Paris), der Bocconi University (Italien), der Concordia (Kanada), der Rice University und der Case Western Reserve (USA). Sein Unterricht wurde mehrfach ausgezeichnet.

Ich habe mit einem Medizinstudium angefangen. Ich merkte jedoch schnell, dass Medizin nichts für mich war. Das Leben als Student habe ich sehr genossen und nun fieberhaft darüber nachgedacht, was ich studieren könnte. Dass ich am Ende beim Accounting landete, war schließlich ein glücklicher Zufall. Ich erhielt ein Stipendium und blieb für die folgenden 22 Jahre in diesem Bereich.

Jede Business School, an der ich unterrichtete, hatte ein MBA-Programm im Financial Times Top 100 Ranking. Ich habe an sieben Hochschulen in sechs verschiedenen Ländern unterrichtet – an der IE Business School in Madrid, der HEC in Paris, der Bocconi University in Mailand, der Concordia in Montreal, der Rice University in Houston, der Case Western Reserve in Cleveland und jetzt an der WHU in Vallendar. Jede dieser Stationen hat mich bereichert und mein Verständnis von Menschen, Kulturen und Organisationen verfeinert und weiterentwickelt.

Ich war 2011 der erste regionale Wirtschaftsreferent für die Vereinten Nationen. Das war zur Zeit des arabischen Frühlings. Unser Team hat für die daran beteiligten Länder auf sie maßgeschneiderte Wirtschaftsempfehlungen erarbeitet. Im Fokus standen das allgemeine Geschäftsklima, die Entwicklung der Kapitalmärkte und des Bankensystems sowie die Aktivitäten von Private Equity und Investmentfonds.

Ich habe an keinem anderen Ort so engagierte Studierende kennengelernt wie an der WHU. Die Arbeit mit älteren, erfahrenen Studierenden macht besonderen Spaß, da sie auch schwierig zu erledigende Aufgaben zu schätzen wissen. Im Allgemeinen sind solche Studierende auch sehr interessant und zudem bereichernd für den Unterricht.

Die erste Stunde, die ich 1999 unterrichtete, war eine „Nachtstunde“. Ich war so nervös! Ich war zwar rechtzeitig am Vortag mit den Vorbereitungen fertig geworden, aber es half nicht: Ich konnte einfach nicht schlafen vor lauter Nervosität. Das gelang mir erst, als die Unterrichtsstunde hinter mir lag.

Zu unterrichten war früher sehr viel herausfordernder. Zu Beginn meiner Karriere hatte ich einmal einen Kurs voller hochrangiger Führungskräfte, darunter CEOs und CFOs. Für drei Stunden Unterrichtszeit nahm ich mir volle drei Wochen Vorbereitungszeit. Als es soweit war, war ich unglaublich nervös, doch nachdem die erste halbe Stunde gut lief, entspannte ich mich ein wenig. Heute bin ich sehr viel routinierter. Trotzdem gibt es immer wieder schwierige Momente – einen aggressiven Studierenden, den Typ „Mein Hund hat mal wieder meine Hausaufgaben gefressen“ oder – ganz speziell –den jüngsten Sohn von Oberstleutnant Muammar Gaddafi im Unterricht.

Die Bildungslandschaft wird sich bis 2028 stark verändern. Vielfach können wir uns noch gar nicht richtig vorstellen, was neuartige Software möglich macht und wie sie Lehre und Lernen verändern wird. In Zukunft werden Software-Programme 90% unserer Lehrkräfte überflüssig machen. Schon heute könnten wir Software-Programme einsetzen, die nicht nur erschreckend menschlich agieren, sondern auch dazu programmiert und in der Lage sind, die große Mehrheit der Fragen zu beantworten, die Finance-Studierende haben. Das beschränkt sich nicht nur auf eher technische Felder: Es existieren auch schon Programme beispielsweise für den Lehrbereich Leadership. Die Anwesenheit anderer Studierender wird dabei einfach virtuell simuliert.

Länderspezifische Besonderheiten sind nicht zu unterschätzen. Ich passe meinen Unterrichtsstil jedes Mal an, wenn ich das Land wechsle. Würde ich in Spanien so unterrichten wie hier, würde ich kläglich scheitern und umgekehrt. Dies gilt sowohl für die Lernmethoden, die die Schüler bevorzugen und mit denen sie sich auskennen, als auch für die Art und Weise der Unterrichtsvorbereitung durch die Studierenden sowie für deren Bewertung.

Ich versuche, den Studierenden Wissen und Kompetenzen jenseits von Lehrbüchern zu vermitteln. In den vergangenen 20 Jahren habe ich viele interessante Einblick in sowohl in die Wissenschaft als auch in die Praxis erhalten. Vieles davon findet sich nicht in Accounting-Lehrbüchern, harte Arbeit zum Beispiel, ethische Fragen oder Kreativität und Inspiration.

Seitdem ich hier bin, wurde das MBA-Programm stetig weiterentwickelt. Das Programm hat sich in den vergangenen Jahren fast komplett verändert. Als ich an der WHU angefangen habe, stammten 80% der Studierenden aus Deutschland. Heute sind es weniger als 10%, wobei der Anteil im Teilzeit-MBA natürlich höher liegt. Natürlich habe ich mich in der Lehre darauf eingestellt.