Prof. Dr. Jürgen Weigand kam im Jahr 2000 als Lehrstuhlinhaber des Instituts für Industrieökonomie an die WHU – Otto Beisheim School of Management. Er hatte maßgeblichen Anteil an der Einführung der Full-Time- und Part-Time-MBA-Programme. Er ist aktuell akademischer Direktor des Kellogg-WHU Executive MBA Programms und Stellvertretender Rektor und Prorektor für die akademischen Programme. Mit seinem reichen Erfahrungsschatz und seinem strategischen Wissen genießt Prof. Dr. Weigand an der WHU hohes Ansehen und wird sowohl von Studierenden als auch vom Kollegium geschätzt. Er hat die Entwicklung der MBA-Programme von ihrer Einführung bis zu renommierten Studienangeboten, die regelmäßig Spitzenplätze belegen, begleitet. Wir sprechen mit Prof. Dr. Weigand über seine Anfänge in der Lehre und darüber, was künftige Studierende vom MBA-Programm der WHU erwarten können.
Was sind die wichtigsten Kompetenzen für MBA-Studierende?
Darüber habe ich kürzlich mit dem Full-Time MBA-Jahrgang gesprochen, der diesen Sommer seinen Abschluss machen wird. Alle wiesen auf zwischenmenschliche und soziale Kompetenzen hin. Wissen und harte Fakten sind zwar wichtig, doch es ist von entscheidender Bedeutung, dass man gut im Team arbeiten und individuelle Stärken erkennen kann. Ein Team ist immer mehr als die Summe seiner Teile. Natürlich benötigen die Studierenden auch andere Kompetenzen, zum Beispiel im digitalen Bereich, aber diese werden mittlerweile allgemein erwartet. Es versteht sich von selbst, dass es wichtig ist, neue Software oder Apps kennenzulernen und zu verwenden. Mit dem Modul zur Entwicklung der Persönlichkeit und der Führungsqualitäten liefert das MBA-Programm der WHU aber etwas Besonderes. Der Kurs fördert Selbsterkenntnis durch Eigenreflexion sowie Rückmeldungen der Teilnehmer, sodass man sich als Mensch und als Führungspersönlichkeit weiterentwickeln kann. Wenn man die angebotenen Möglichkeiten nutzt, bietet sich erhebliches Potenzial für einschneidende Veränderungen.
Wie sind Sie zur Lehre gekommen?
Nach meinem Diplom in Volkswirtschaftslehre (das heute einem Master entsprechen würde) wurde ich Forschungs- und Lehrassistent. Ich führte die vorlesungsbegleitenden Übungen durch, in denen das theoretische Wissen auf praktische Fälle angewendet wurde. Meine erste offizielle Lehrtätigkeit übte ich jedoch in der Weiterbildung für Führungskräfte aus, direkt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Das deutsche Wirtschaftsmagazin Wirtschaftswoche lud mich nach Ostdeutschland ein, um Führungskräften ehemaliger DDR-Unternehmen die soziale Marktwirtschaft zu vermitteln.
Wie würden Sie Ihren Unterrichtsstil beschreiben?
Früher bedeutete Unterrichten meist, dass man vor den Lernenden einen Vortrag hielt. Hin und wieder wagte mal jemand, dem Dozenten eine Frage zu stellen. Die Übungen hingegen, die ich als Assistent leitete, waren dagegen sofort interaktiv, denn zum einen braucht anwendendes Lernen Dialog statt Monolog. Zum anderen war die hierarchische Distanz zwischen mir und den Übenden viel geringer. Dem interaktiven Stil bin ich auch als Professor treu geblieben. Ich lade die Studierenden immer dazu ein, sich am Gespräch zu beteiligen und eigene Erfahrungen und Kenntnisse zu teilen. Oft bin ich mehr Moderator als Lehrer, es ist dann eher ein dynamischer Austausch als eine klassische „Vorlesung“. Meine Aufgabe ist es dann, das Wissen, das ich vermitteln will, in einen Gesamtzusammenhang zu bringen.
Was können MBA-Studierende von Ihren Kursen erwarten?
Mein Fachgebiet ist die Industrieökonomik, die Wettbewerb und Unternehmensstrategien in Industrien und Märkten untersucht. Ich vermittle den Studierenden die ökonomischen Grundlagen für die Formulierung von Unternehmens- und Wettbewerbsstrategien. Es geht darum, Antworten zu liefern auf Fragen wie z.B. Welche Marktsituation liegt vor? Wer sind die Konkurrenten? Und wie können wir ein Unternehmen und seine Produkte wettbewerbstauglich positionieren?
Haben Sie Tipps für angehende Studierende?
Im Full-Time-MBA haben wir über 80 % internationale Studierende. Viele waren noch nie zuvor in Deutschland oder Europa. Sie erleben ein vollkommen neues Umfeld, das kulturell sehr anders sein kann. Ein solcher Schritt erfordert Mut, und ich gratuliere allen, die ihn aufbringen. Selbst in schwierigen Zeiten kommen sie hierher, in ein anderes Land, um zu lernen und sich als angehende Führungskräfte weiterzuentwickeln. Also nur Mut!
Ansonsten rate ich den Studierenden zu möglichst viel Interaktion, nicht nur im Unterricht, sondern vor allem auch außerhalb. Denken Sie nicht in Schubladen! Vergessen Sie am besten alle Schubladen, die Sie kennen! Gehen Sie jeden Tag aufgeschlossen an und seien Sie bereit, aus jeder Erfahrung zu lernen.