Mit dem Ziel, jungen Schülern die verschiedenen Möglichkeiten nach dem Abitur aufzuzeigen, bringt die WHU MBA-Studierende mit Jugendlichen der International School on the Rhine (ISR) in Neuss zusammen. Das Mentoren-Projekt ist im Oktober 2018 an den Start gegangen und kombiniert das Wissen und die Erfahrungen der MBA‘ler mit einem offenen und ehrlichen Dialog an der Schule. 20 Schülerinnen und Schüler erhalten hier die Möglichkeit, Fragen zum Berufsleben und zu verschiedenen Studienmöglichkeiten zu stellen und Ideen auszutauschen. Jeder Schüler bekommt dazu einen passenden Mentor zugeteilt. Doch das Programm bietet mehr als 1:1 Beratung und Betreuung: Auf dem Stundenplan stehen außerdem ein Karriere-Coaching sowie Unterstützung bei der Praktikumsbewerbung. Weitere Sessions sind Mitte März und im Mai auf dem WHU-Campus Düsseldorf geplant. Wir haben mit teilnehmenden MBA-Studierenden gesprochen, um ihre Einschätzung zu dem Projekt zu hören.
“In meiner Schul- und Studienzeit hatte ich keinen Mentor – dabei hätte es mir sehr geholfen, jemanden Erfahrenes um Rat fragen zu können“, erklärt Sarah Pepic, ehemalige Marketing-Managerin, die ihren Bachelor-Abschluss in Bosnien-Herzegowina absolviert hat. „Die Schüler in Neuss sind alle sehr jung, daher ist es für sie eine tolle Möglichkeit, aus erster Hand zu erfahren, wie das Studieren an einer Universität wirklich ist. Ich möchte sowohl meine Erfahrungen als Studierende als auch aus der Berufswelt mit ihnen teilen und sehen, ob sie sich für die Bereiche interessieren, in denen ich eine „Expertin“ bin. Ich habe das Bedürfnis, etwas weiterzugeben.“
„Ich wünschte ich hätte so eine Art von Unterstützung gehabt, als ich in dem Alter war, vor allem in den Jahren, die meinen Karriereweg prägten“, fügt Charlyn Arellano hinzu, ehemals im Bereich „Talent Development“ der globalen Schuhmarke Vans tätig. „Es hätte dabei geholfen, meinen Fokus zu definieren und zu schärfen. Jetzt möchte ich den Schülern meine Expertise anbieten – sie professionell beraten, Vorschläge unterbreiten und mit ihnen über ihre Pläne und Entwicklung sprechen. Ich sehe den Wert zwischenmenschlichen Engagements in Bezug auf Wachstum und Entwicklung. Und ich glaube, dass sich den Kids die beste Gelegenheit für eine tolle Entwicklung ihrer Persönlichkeit dann bietet, wenn sie in einem Alter sind, in dem sie empfänglich für die Ratschläge anderer Menschen sind und diesen noch nicht überdrüssig.“
„Ich habe mir vorgenommen, meine Erfahrung in das Programm einzubringen. Und meine Motivation, die eigenen Träume niemals aufzugeben, ein bisschen Risiko zu wagen und manchmal einfach nur auf sein Bauchgefühl zu hören.“
Die Schülerinnen und Schüler der ISR werden zu Beginn des Programms einem Partner auf Seiten der Studierenden zugeteilt, basierend auf persönlichen Interessen und Karrierezielen. Ziel ist es, offene und vertrauensvolle Gespräche zu ermöglichen, um so die Talente und Fähigkeiten jedes Einzelnen herauszuarbeiten. So können die MBA’ler den Jugendlichen passende Karrierewege in Branchen aufzeigen, die sie vielleicht noch gar nicht in Betracht gezogen hatten.
“Die mir zugeteilte Schülerin war sich nicht sicher, was sie später einmal machen sollte. Sie wusste nur, dass sie Mathe hasst“, berichtet Sarah. „Wir haben uns verschiedene Möglichkeiten angeschaut und überlegt, in welche Richtung sie gehen könnte. Dabei haben wir festgestellt, dass ihre Interessen gut zu meinem eigenen Berufsfeld passen – die Bereiche Strategy oder Internationales Marketing haben sie sehr interessiert. Ich freue mich, dass wir den Schritt von „Ich weiß überhaupt nicht, was ich später einmal machen will“ zu „Das könnte interessant sein“ geschafft haben. Wir haben zwei Stunden lang ununterbrochen gesprochen, und es hat so viel Spaß gemacht. Ich habe gemerkt, dass sie sich wohlgefühlt hat und das Bedürfnis hatte, zu reden – sie wollte ihre Gedanken und Sorgen teilen und war sehr offen. Ich habe unser Gespräch richtig genossen.“
„Ein großer Teil der Motivation, an diesem Projekt als Mentor teilzunehmen, kommt daher, dass man hier Jugendlichen in einer kritischen Phase ihres Lebens helfen und sie unterstützen kann.“
Schon während der ersten Treffen der Jugendlichen mit den MBA’lern entwickelten sich erste Freundschaften. „Ich wollte nicht wie Eltern oder Lehrer rüberkommen, also habe ich zunächst einmal nach den Interessen und Hobbies gefragt“; berichtet Joon-Koo Lee, Robotics-Ingenieur aus Südkorea. “Um meinen Gegenüber wirklich kennenzulernen, hatte ich mir vorgenommen, wie ein großer Bruder zu sein. Danach war die Grundlage gelegt, um mit ihm seine Pläne für die Zukunft zu besprechen.“
Die Jugendlichen erhalten so die Möglichkeit, sich auch abseits der organisierten Treffen mit ihrem Mentor auszutauschen, sich mit dessen Unterstützung für Praktikums-Stellen zu bewerben und ihr außercurriculares Engagement zu intensivieren, dass für den eigenen Lebenslauf so wichtig ist. „Ich habe meiner Partnerin an der Schule Tipps gegeben bzgl. verschiedener Schüler- und Studenten-Initiativen, sozialem Engagement, zu Fremdsprachen und allem Möglichen, was in meinem Lebenslauf hilfreich war“, erklärt Sara. „Ich habe gemerkt, dass sie schon sehr langfristig dachte, und das ist bemerkenswert für jemanden in ihrem Alter.“ Andere MBA-Studierende wie Charlyn tauschen sich auch regelmäßig über persönliche Dinge mit den Jugendlichen aus. „Wir passen wirklich gut zusammen! Ich treffe mich bald wieder auf einen Kaffee mit meiner Schülerin, um zu hören, was die Schule so macht und wie das Jahr läuft.“
Für die Schülerinnen und Schüler selbst hat das Mentoren-Projekt durchweg positive Effekte. Viele berichten, dass sie neue Hobbys gefunden oder andere Interessen entdeckt haben, die ihre Persönlichkeiten und Fähigkeiten widerspiegeln. „Ich habe Glück gehabt, dass ich einen Mentor gefunden habe, der 100% zu mir passt“; berichtet Gleb, einer der ISR-Schüler, die an dem Programm teilnehmen. „Er hat mir geholfen, einen Praktikumsplatz zu finden. Ich hatte mich für das Programm beworben, um herauszufinden, wie das Leben eines WHU-Alumni ist. So habe ich erfahren, dass die WHU eine der besten Business Schools in Deutschland ist und wie ein MBA-Abschluss die Karriere in Schwung bringen kann. Es war insgesamt sehr inspirierend, nicht nur weil ich jetzt eine besser Vorstellung vom Leben an einer Uni habe, sondern auch weil mein Mentor so freundlich war, seine Freizeit mit mir zu verbringen und mich zu unterstützen.“
“Das Programm macht großen Spaß – sowohl uns Mentoren als auch den Schülern. Wir tauschen unsere Ideen aus und bekommen sofort Feedback. Das ist toll.“
“Die Schülerinnen und Schüler an der ISR wollen alle an einer internationalen Universität studieren. Ich habe festgestellt, dass sie eine interkulturelle Umgebung mögen – die beste Voraussetzung!“, sagt Sara. „Wenn sie später einmal in großen Unternehmen arbeiten möchten, werden sie in internationalen Teams mit den unterschiedlichsten Menschen zusammenarbeiten. Es ist schön zu sehen, dass sie an der ISR schon so früh an ein solches Umfeld gewöhnt werden und alle sehr weltoffen sind. Im Gegenzug war es motivierend für die Jugendlichen als sie hörten, dass ich selbst auch noch sehr jung war als ich von zu Hause wegzog, um meine Träume zu verwirklichen.“ So ist es nicht verwunderlich, dass die Treffen mit den Schülern auch positive Effekte auf die MBA-Studierenden haben: „Ich bin sehr froh, dass ich meine Freizeit für dieses Projekt nutze“, zeigt sich Charlyn begeistert. „Ich freu mich schon darauf, meine Partnerin an der Schule wieder zu sehen, denn die Treffen bringen mir so viel – das Projekt macht einfach glücklich.“