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Fünf Fragen an MöbelFirst

Plattform von WHU-Alumni setzt auf den Online-Vertrieb von Designer-Möbeln

Den beiden WHU-Absolventen Christoph Ritschel und Dennis Franken liegt das Unternehmertum im Blut. Aber damit enden deren Gemeinsamkeiten nicht. Beide besuchten die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die sie 2015 mit dem Bachelor in Betriebswirtschaftslehre abschlossen. Bereits ein Jahr später gründeten sie gemeinsam die MöbelFirst GmbH, die sie in nur wenigen Jahren zum deutschen Marktführer von umgehend verfügbaren Designermöbeln im Internet machten. Währenddessen absolvierten Christoph Ritschel und Dennis Franken bis 2021 erfolgreich ihren Customized Master of Science in Management and Entrepreneurship an der WHU – Otto Beisheim School of Management. Im gleichen Jahr gelang ihnen der Exit und sie verkauften den überwiegenden Teil von MöbelFirst an The Platform Group. Dort werden sie jedoch weiterhin an Bord bleiben und an der Weiterentwicklung der Angebote und der Teams arbeiten. Nach ihrem steilen Aufstieg erzählen sie uns in unserer Interviewreihe „5 Fragen an…“, wie sie in verhältnismäßig kurzer Zeit ein äußerst erfolgreiches Unternehmen aufbauen konnten, welche Rolle Corona dabei gespielt hat und warum sie das Gründungsklima in Deutschland aktuell weiterhin als positiv einschätzen.

1. Hallo Christoph und Dennis, ihr beide habt MöbelFirst 2016 gegründet. Von da an ging es zügig bergauf. Dabei gab es ja vorher bereits Plattformen, die online Möbel verkauft haben. Was habt ihr anders gemacht, um eine Nische zu besetzen?

Wir sind Möbelhändler in dritter Generation und haben uns 2015 überlegt: „Wie können wir stationären Möbelhändlern dabei helfen, im Internet Geschäfte zu machen?“ Wir haben dann eine geschlossene Plattform gebaut, Händler daran angebunden und angefangen, darüber Produkte zu verkaufen. Wir haben somit kein eigenes Lager. Viele Produkte in unserem Sortiment, die wir zu Beginn verkauft haben, gab es vorher im Internet noch nicht, z. B. Produkte von Rolf Benz. Zusätzlich haben wir uns auf Händler konzentriert, die im Marken- und Designbereich angesiedelt sind. Das hatte den Vorteil, dass wir gezieltes Online-Marketing machen konnten und Margen erwirtschaftet haben, die schnell zu profitablen Millionenumsätzen geführt haben.

2. Das Jahr 2020 brachte euch schließlich neue Rekordergebnisse ein. Welche Rolle hat Corona dabei gespielt und haben sich dadurch Entwicklungen in Bewegung gesetzt, die sich in Bezug auf den Einzelhandel nicht mehr zurückdrehen lassen?

Die Möbelbranche im Allgemeinen hat im Jahr 2020 profitiert. Das zeigen die Ergebnisse unserer stationären Händler sowie von Internethändlern wie Westwing und Home24. Für uns war das Jahr herausfordernd. Warum? Die Möbelhändler konnten extrem gut vor Ort abverkaufen und unser Geschäftsmodell konzentriert sich vor allem auf die Waren, die auf Lager sind, sodass wir Probleme hatten, die wachsende Nachfrage mit den Lagerbeständen decken zu können. Mit großer Anstrengung und kreativen Ideen ist es uns schließlich gelungen, auch 2020 stark wachsen zu können.

Der stationäre Möbelhändler lässt sich als eher konservativ beschreiben. Zusätzlich bestehen Unternehmen oftmals seit vielen Generation und die “Kriegskassen” sind entsprechend gut gefüllt. Das vergangene Jahr hat nun aber auch allen Möbelhändlern klar gemacht, dass auch sie nicht an der Digitalisierung vorbeikommen und diese für sich nutzen sollten.

3. Beobachtet ihr bei Mittelständlern und Fachhändlern Nachholbedarf in Sachen E-Commerce, bzw. welche Rolle spielt dabei ein spezialisierter Partner in diesem Bereich, um auf Dauer erfolgreich zu sein?

Viele Händler konzentrieren sich ausschließlich auf ihr stationäres Geschäft. Die Verbindung des on- und offline Geschäfts stellt viele Händler vor Herausforderungen. Zum einen gibt es ein großes Angebot an Dienstleistungen aller Art, angefangen bei Google-Werbung über Facebook Ads bis hin zu intelligenter Videosoftware für den Showroom. Diese sind oft für den Händler schwer zu evaluieren und der Erfolg ist nicht immer messbar. Daher war und ist es für uns sehr wichtig, dass wir unmittelbar am Verkaufserfolg gemessen werden und der Händler weiß, welchen Mehrwert MöbelFirst bietet.

4. Nun wurde die Mehrheit des Unternehmens an The Platform Group verkauft. Ihr bleibt aber weiterhin an Bord. Welche Synergien waren für euch ausschlaggebend und wo seht ihr noch Entwicklungspotenziale?

Zum einen werden wir gemeinsam die Händleranzahl deutlich ausbauen und das Marketing weiter forcieren. Wir werden zusätzlich das Angebot ausbauen und um neue Kategorien erweitern, wie zum Beispiel Büro- und Gartenmöbel. Wir arbeiten dort mit einem spezialisierten Outbound-Team zusammen und diverse Multiplikatoren wie Marken, Verbände und andere Branchendienstleister stehen uns zur Verfügung. Als Teil von The Platform Group verbindet uns alle eine gemeinsame Vision: den stationären Fachhandel im Internet erfolgreich machen. Das begeistert uns und treibt uns an. Zum anderen bündeln wir gemeinsames Know-How und bauen neue Mitarbeiterteams auf. Das ist für Start-ups oft eine große Herausforderung, da viele große Unternehmen Talente aus dem Markt ziehen.

5. In vielen weiteren Bereichen entstehen momentan neue Start-ups. Wie bewertet ihr das “Gründungsklima“ in Deutschland allgemein und sollten mehr junge Menschen diesen Schritt wagen?

Das Gründungsklima in Deutschland bewerten wir grundsätzlich als positiv. Viele junge Menschen möchten sich selbst verwirklichen und ihr eigenes Business aufbauen. Dabei muss es sich auch nicht ausschließlich um digitale Unternehmensgründungen handeln. Die Herausforderung ist oft, nach den ersten 12 bis15 Monaten die Unternehmen so aufzustellen, dass diese nachhaltig am Markt bestehen können und nicht wieder verschwinden.