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Campus for Finance - WHU New Year's Conference 2022

Wie veränderte sich die Weltwirtschaft durch die Pandemie?

Die 22. Campus for Finance – WHU New Year's Conference unter dem Leitthema „The Cleansing Effect of Crises – A change in global economy“ („Die reinigende Wirkung von Krisen - Wandel in der Weltwirtschaft”) fand am 19. und 20. Januar 2022 statt. Die von Studierenden der WHU – Otto Beisheim School of Management organisierte Konferenz versammelte dieses Jahr 15 internationale Finanzexpert:innen und Redner:innen sowie Vertreter:innen aus der Wirtschaft und Wissenschaft, die sich der Zukunft der sich transformierenden Finanzwelt widmeten.

„In diesem Jahr kommen wir ein weiteres Mal in einem komplett digitalen Rahmen zusammen“, eröffnete der Rektor der WHU, Prof. Dr. Markus Rudolf, die zweitägige Konferenz, die wie im vergangenen Jahr nicht am Campus stattfinden konnte. Auch das Jahr 2021 war reich an Überraschungen. Es stellte sich heraus, dass die Corona-Pandemie nicht innerhalb weniger schwieriger Monate vorüber sein würde, sondern sich über Jahre hinziehen könnte. Für die deutsche Wirtschaft war es ein Jahr der Transformation und des Aufschwungs nach dem gravierenden Einbruch 2020.

Worauf sollten sich Unternehmen während der Krise fokussieren?

„Schlechte Unternehmen werden von Krisen vernichtet. Gute Unternehmen überleben sie. Und großartige Unternehmen gehen gestärkt aus ihnen hervor“, zitierte Harm Ohlmeyer, CFO von adidas, den Intel-Mitbegründer Andy Grove und bezog sich dabei auf die hervorragende Bilanz von adidas 2021. Ohlmeyer gab interessante Einblicke in die Herausforderungen, die die Pandemie mit sich gebracht hatte und in die Entscheidungen, die adidas und insbesondere er als Finanzvorstand im letzten Jahr zu treffen hatte. Er wies darauf hin, dass der Cashflow in den meisten Unternehmen einen Engpass darstelle und nicht die reine Gewinn- und Verlustrechnung ausschlaggebend sei. Flexibilität, Fokus auf E-Commerce und eine global orientierte Einstellung seien hilfreich in einer solchen Krise und hätten bei adidas im vergangenen Jahr eine entscheidende Rolle gespielt.

Eine zukunftssichere Denkweise ist in unserer von rapidem technologischem Fortschritt geprägten Welt maßgeblich

Sandra Navidi, CEO und Gründerin von Beyond Global LLC, sieht eine große Zukunft für Anwendungen künstlicher Intelligenz und verwies auf die bisherigen Entwicklungen in der Automatisierung von Produktions- und Geschäftsprozessen, welche sich weiter beschleunigen würden. Es sei unmöglich, zu wissen, welche Tätigkeiten in Zukunft an Maschinen delegiert werden könnten, aber Navidi vermutete, dass insbesondere Tätigkeiten bei Berechnungen in der Finanzwirtschaft einfach algorithmisiert werden könnten. Durch diese Entwicklungen würden aber auch neue Berufe wie beispielsweise in der Fintech-Branche geschaffen. Am wichtigsten sei es, die mentalen Werkzeuge zu besitzen, um sich dem Wandel anzupassen – dazu gehöre es, auf dem aktuellen Stand zu sein sowie seine intellektuelle Neugier und Lernbereitschaft nicht zu verlieren.

Dr. Markus Habbel, Senior Partner bei Bain & Company, sieht künstliche Intelligenz dagegen eher als Werkzeug, um Unternehmen und Mitarbeiter produktiver zu machen und die Einnahmen zu erhöhen. Für die Personalentwicklung sei KI eher von untergeordneter Bedeutung. Die Zukunft liege in einem hybriden Modell, in dem Menschen und KI sich ergänzten.

Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – Weiterhin Standard nachhaltiger Anlagen?

Des Weiteren hält Habbel den USU-Standard (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) für einen immer wichtigeren Faktor, der in Zukunft vermutlich immer weiter standardisiert werde. Nachhaltiges Wirtschaften bestimme zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens, da das Thema für Geschäftspartner, Investoren und Kunden an Bedeutung gewinne. Zudem bestehe eine Verschiebung der Bedeutung in Richtung Unternehmensführung und Soziales, da gute Unternehmensführung immer stärker in das Bewusstsein der Menschen rücke. In der Praxis gehöre USU standardmäßig in jedes Unternehmensportfolio, da dessen Relevanz auch makroökonomisch zunehme.

Sind Blockchain-Technologie und Kryptowährungen von Dauer?

Markus Habbel und zahlreiche Bain-Kunden sehen die Blockchain-Technologie als passende Diversifizierung für jedes Anlageportfolio an, die im Anlagenmanagement noch jahrelang wichtig bleibe. Ein wichtiges Argument dafür sei sogenanntes ‚Smart Money‘ (kluges Geld), also Kapital, das von Expert:innen in eine spezielle Branche investiert wird. „Wenn Smart Money ein Indikator dafür ist, wie langlebig eine Anlageklasse ist, dann sind Kryptowährungen definitiv von Dauer“, so der Experte. Laut einer Umfrage von Bain & Company bestehen die Portfolios US-Amerikanischer Investoren durchschnittlich zu vier Prozent aus Kryptowährungen.

„Ich habe jemanden an einer Bar getroffen…“

Mit diesem Satz begann Dr. Paul Achleitner, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank, die Antwort auf die Frage, wieso er nicht einer akademischen Karriere nachgegangen sei. Er habe 1983 zunächst mit jemandem einige Runden an einem Spielautomaten gespielt, bevor dieser ihn überzeugen konnte, eine Stelle bei Bain & Company anzunehmen. Deshalb rate er jedem, der in der heutigen Zeit Karriere machen möchte, über das Offensichtliche hinauszuschauen.

Intellektueller Wissensdurst geprägt durch eine akademische Ausbildung ermögliche es, ein besserer Manager, Unternehmer oder Politiker zu werden. Anstatt engstirnig zu sein, solle man sich immer wieder mit neuen Themen, Fakten und Problemen auseinandersetzen. Zudem solle man immer vorbereitet sein, wenn sich eine Möglichkeit auftue. Dazu passend zitierte er den römischen Philosophen Seneca: „Glück ist, was passiert, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft.“  So gab Achleitner auch zu, Fehler in seiner Karriere gemacht zu haben, wie es jedem schon passiert sei, der sich nicht selbst belüge. „Wichtig ist dabei nur, aus den Fehlern zu lernen und beim nächsten Mal die richtige Entscheidung zu treffen“, gab Paul Achleitner den Konferenzteilnehmern mit auf den Weg.