Diskutiert und illustriert wurden sie am 15. und 16. Januar unter der Fragestellung „Big banks, low margins: What is the future of banking?“ durch internationale Finanzexperten aus akademischer oder Unternehmenssicht. Darunter beispielsweise Prof. Anthony Saunders von der New York University Stern School of Business oder Dr. Stephan Leithner, Vorstandsmitglied der Deutsche Börse AG. Er mahnte die junge Generation dazu an, sich wie Greta Thunberg bei der UN-Klimakonferenz zu empören, weil das aktuelle Rentensystem in Zukunft kaum noch ein auskömmliches Leben gewährleisten wird.
Dass das Bankensystem sich in einem fundamentalen Wandel befindet, darüber herrschte in der Finanzbranche Einigkeit. Während einer der Panel-Diskussionen ermunterte Christian Hecker von der ING Bank die Deutschen, sich eingehender mit modernen Anlagemodellen auseinanderzusetzen, weil sie dabei im Gegensatz zum angloamerikanischen Raum Nachholbedarf hätten. In diese Kerbe schlug auch Markus Gunter, CEO der N26 Bank. Nicht nur sollten kaum noch renditebringende Anlageformen wie Versicherungen und Sparkonten überdacht werden, sondern der Zugang zu den Banken insgesamt. Gunter provozierte mit dem Zitat „Sieben von zehn Millennials gehen lieber zum Zahnarzt als in ihre lokale Bank“ und betonte damit die Wichtigkeit einer stärker service- und kundenorientierten Mentalität. In einer technologisch transformierten Industrielandschaft sei das Modell der lokalen Filialen traditioneller Banken überholt; Online-Dienste, Schnelligkeit und Mobilität seien die Lösung.
Übereinstimmungen unter den Konferenzteilnehmern gab es auch in Bezug auf die Rolle, die Fintechs in Zukunft spielen: Mit ihren bislang geringen Gewinnanteilen von drei bis fünf Prozent stellen sie noch keine ernstzunehmende Gefahr für die traditionellen Banken dar, sondern eignen sich vielmehr als Kooperationspartner, welche den Fokus der etablierten Finanzdienstleister auf die jüngeren Generationen ausrichten. Die Finanzexperten stellten eher heraus, dass sich die eigentliche Gefahr für den Bankensektor durch Großkonzerne wie Apple und Google nähert, die aktuell eigene Bezahlsysteme einführen und in absehbarer Zeit zur Konkurrenz werden könnten. Thomas Schnarr von der Strategieberatung Oliver Wyman erklärte, dass die Motivation dieser „big player“ weniger darin bestehe, Segmente des Finanzmarkts für sich zu gewinnen, als mehr ihre Kundenbindung auszubauen und darüber mittelfristig auch eigene Produkte vertreiben zu können.
Bei der diesjährigen Campus for Finance - WHU New Year’s Conference wurde außerdem deutlich, dass bei den Bankkunden und Anlegern nicht nur ökonomische, sondern verstärkt auch ökologische Aspekte in den Vordergrund treten. Das verändert zunehmend auch das Investment-Portfolio der Banken. „Green finance“ könnte dabei zum Schlüsselbegriff für die Zukunft werden.
Wie in jedem Jahr wurde auch die 20. Auflage der Campus for Finance – WHU New Year’s Conference begleitet von Jobbörsen, Workshops und Möglichkeiten zum Netzwerken. Zum Abschluss dankte Rektor Prof. Dr. Markus Rudolf den beteiligten Bachelor-Studierenden für die gelungene Organisation der Veranstaltung, obwohl diesen dafür nur etwa zwei Monate Vorbereitungszeit geblieben waren.
Campus for Finance ist eine studentische Initiative der WHU – Otto Beisheim School of Management und wurde 1999 in Zusammenarbeit mit dem Stiftungslehrstuhl für Finanzwirtschaft gegründet. Getreu des Mottos „Uniting the World of Finance“ veranstaltet Campus for Finance mit der WHU New Year’s Conference und der WHU Private Equity Conference jährlich zwei Finanzkongresse.