Das südasiatische Königreich Bhutan hat ein besonderes Ziel: Als Staat möchte es das größtmögliche Glück seiner Bewohner erreichen. Dafür unterhält es ein eigenes Glücksministerium und misst den Lebensstandard seiner Einwohner im sogenannten Bruttonationalglück. Doch trotz all dieser Bemühungen sind die Bhutanesen alles andere als glücklich. Im jährlich erscheinenden World Happiness Report, der Ranglisten zur Lebenszufriedenheit von Menschen in verschiedenen Ländern enthält, rangiert das buddhistische Königreich stets auf den hinteren Plätzen.
Doch wie kommt es, dass Menschen in manchen Ländern glücklicher sind als in anderen? Welche Korrelationen bestehen zwischen Glück, Wohlstand und Demokratie? Und können wir selbst etwas tun, um unser eigenes Glück und das von Gesellschaften zu fördern? Unter dem Titel „Demokratie, Freiheit und wirtschaftliche Prosperität in Krisenzeiten“ stellte WHU-Rektor Prof. Dr. Markus Rudolf Fragen wie diese in seinem Vortrag am Donnerstagabend im Rahmen der Koblenzer Wochen der Demokratie. Angesichts aktueller Krisen wie dem russischen Angriffskrieg und der COVID-19-Pandemie sprach der Statistiker und Mathematiker damit ein aktuelles Thema an. Das Interesse war dementsprechend groß und der Hörsaal am WHU-Campus in Vallendar voll besetzt.
Aus Rudolfs Analyse von Daten, die unter anderem aus dem World Happiness Report 2022 stammten, leitete der WHU-Rektor verschiedene Korrelationen ab, die das Publikum teils belustigten und teils erstaunten, zum Beispiel: wenig arbeiten, macht die Leute glücklich. Je protestantischer eine Gesellschaft ist, desto glücklicher ist sie auch. Auch der Faktor Geld beeinflusst, wie glücklich sich Menschen fühlen. Je mehr Geld sie haben, desto glücklicher sind sie – jedoch nur bis zu einem Level von 64 000 Euro Jahreseinkommen. Laut einer Studie der Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman und Angus Deaton erreicht das gemessene Lebensglück bei dieser Summe ein Maximum – steigt bei zunehmender Summe aber nicht weiter an.
Die wichtigste Korrelation jedoch, die sich aus den Analysen an diesem Abend ergab, lautete: Demokratische Gesellschaften sind glücklicher als andere. „Es ist ein wahnsinniges Privileg, in einer Demokratie zu leben“, sagte Markus Rudolf. Doch müsse sich die deutsche Gesellschaft schon ein bisschen bemühen, dass dies so bleibe. Denn laut dem Demokratieindex der britischen Zeitschrift The Economist rangiert Deutschland lediglich auf Platz 15 von insgesamt 21 Ländern, die als volle Demokratien gelistet sind. Es gibt also noch Potenzial nach oben. Am Ende des Abends stand nach vielen Diskussionen fest: Glück ist subjektiv und hängt von vielen Faktoren ab, einer der wesentlichen davon ist die Demokratie. „Sie macht glücklich – und genau deshalb sollten wir daran arbeiten“, schloss Rudolf.