Waren demokratische Systeme bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie erfolgreicher als nicht demokratische? Hatte die erfolgreiche Bekämpfung der Pandemie auch Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Erfolg von Nationen? Sind Demokratien prinzipiell reicher als autoritär geführte Staaten? In welchen Systemen sind die Menschen glücklicher? Und hat das Glücklichsein vielleicht auch etwas mit Religion zu tun?
Solchen, manchmal philosophisch anmutenden Fragen geht der Statistiker und Rektor der WHU – Otto Beisheim School of Management, Prof. Dr. Markus Rudolf, mit mathematischen Modellen auf den Grund und findet erstaunliche Korrelationen. So zeigt der World Happiness Index 2020, dass sich Menschen in eher protestantischen Ländern deutlich glücklicher fühlen als in katholischen. Ganz oben in der Liste stehen hier Finnland, Dänemark und die ursprünglich calvinistische Schweiz. Die Menschen sind hier am glücklichsten.
Ebenso findet Rudolf einen deutlichen Zusammenhang zwischen Demokratien und Prosperität. Denn auch wenn das zentralistisch geführte China sich immer noch in starkem wirtschaftlichem Aufwärtstrend befindet, liegt das durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Einkommen dort lediglich bei 15.886 USD, während es beim demokratischen Spitzenreiter Luxemburg bei 114.298 USD liegt. Hinzu kommt eine offensichtliche Korrelation zwischen Prosperität, Demokratie und dem Gefühl, glücklich zu sein. So geht es den Menschen in China heute deutlich besser als noch vor einigen Jahrzehnten, doch besonders glücklich sind sie nicht. Dass das an ihrer mangelnden Freiheit im nicht demokratischen System des Landes liegen könnte, liegt nahe.
Dass Geld glücklich macht, stimme auch nur bis zu einem gewissen Grad, so Rudolf, der sich dabei auf eine Studie des Wirtschaftsnobelpreisträgers Daniel Kahneman und Angus Deaton bezieht. Ab durchschnittlich 70.000-90.000 USD Jahreseinkommen wäre es gleichgültig, ob man mehr verdiene. Das Glück würde dann nicht weiter zunehmen.
Überraschend für die Besucher des Vortrags, die am 28. September 2021 entweder am WHU Campus in Vallendar oder online teilnehmen konnten, war auch, dass die jährlichen Arbeitsstunden offenbar negativ mit wirtschaftlicher Prosperität korrelieren. Anders als die Mehrheit der Teilnehmer vermutet hätte, arbeiten beispielsweise die Deutschen in Europa am wenigsten und werden bei Weitem von den Griechen übertroffen. Ursache dafür sind laut Rudolf wohl die großzügigen Urlaubszeiten, die der Gesetzgeber dem deutschen Arbeitnehmer zugesteht. „Das zeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg eine Frage der Arbeitskosten und der Produktivität ist. Denn Volkswirtschaften mit hohen Arbeitskosten müssen Wege finden, effizienter zu werden“, erklärte Rudolf das Phänomen.
In der Corona-Pandemie jedoch waren das autoritäre System Chinas mit seinen konsequent freiheitsbeschränkenden Maßnahmen am erfolgreichsten, und auch Australien und Neuseeland, die zumindest nach außen rigoros agierten, konnten die Infektionsraten sehr niedrig halten. Ob ein System demokratisch ist oder nicht, macht in solchen Situationen demnach keinen Unterschied.
„Meine Korrelationen würden einer strengen wissenschaftlichen Prüfung möglicherweise nicht immer standhalten“, räumte Rudolf ein. „Sie sind auch nicht ganz ernst gemeint, können aber durchaus zum Nachdenken anregen.“ Das taten die Teilnehmer denn auch und brachten sich mit zahlreichen Fragen und Anmerkungen am Ende der Veranstaltung ein.