WHU Allgemein

„Globaler Wahnsinn“ durch COVID-19

Resilienz und Unterbrechung von Lieferketten Thema beim Campus for Supply Chain Management

Globale Lieferketten werden fortlaufend mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Ein Pandemie-Ereignis wie seit gut einem Jahr, das praktisch alle Regionen der Erde gleichzeitig getroffen hat, war für die Branche jedoch bislang einzigartig. Umso mehr zeigte der WHU-Campus for Supply Chain Management am 18. und 19. März erneut seine Daseinsberechtigung, nachdem er im vergangenen Jahr wegen des Coronavirus abgesagt werden musste. Unter dem Thema „Supply Chain Resilience – How do companies react to and recover from global disruptions?" („Widerstandsfähigkeit von Lieferketten – Wie reagieren Unternehmen auf und erholen sich von Unterbrechungen der Lieferketten?“) fand die Veranstaltung erstmals vollständig online statt. Sprecher dieses Mal waren die hochkarätigen Logistikexperten Dr. Udo Lange (CEO und Präsident FedEx Logisitics), Tobias Jerschke (Managing Director Kuehne & Nagel), Dr. Johannes Bussmann (CEO Lufthansa Technik AG) und Ralf Busche (SVP European Site Logistics BASF SE).

Strategie, Struktur und Mitarbeiter müssen gleich ausgerichtet sein

Dass die größte Fracht-Airline der Welt von Störungen in den Lieferketten betroffen ist, liegt auf der Hand. Jedoch hat FedEx Logistics sich schnell anpassen können. „Dieselbe Ursache, die an einer Stelle für weniger Nachfrage beim Transport sorgt, kann an anderer Stelle für eine gesteigerte Nachfrage sorgen“, sagte Dr. Udo Lange in seinem Vortrag. So könne die Pandemie auch Chancen bieten, da einige Bereiche zwar weniger Produkte verschicken würden, gleichzeitig aber beispielsweise deutlich mehr Impfstoff versendet wird. Zwar ist die aktuelle Situation laut Lange nicht einfach zu bewältigen, gleichzeitig aber auch nur Bestandteil eines Phänomens namens PEST-Disruptionen (political, economic, social und technological), das auf den verschiedensten Ebenen immer wieder für Störungen der Lieferketten sorgen kann. Die Antwort von FedEx Logistics darauf ist die gemeinsame Ausrichtung von Strategie, Struktur und Mitarbeitern, sowie ein milliardenschweres Investment in der aktuellen Situation in die Nachhaltigkeit des Unternehmens.   

Die Zukunft liegt in der Digitalisierung und Datenanalyse

Ähnliche Ansichten vertraten auch Tobias Jerschke von Kühne & Nagel und Dr. Johannes Bussmann von der Lufthansa Technik AG. So sprach Jerschke vom „globalen Wahnsinn“ im vergangenen Jahr und das die jetzige Zeit von einem ultra-dynamischen Wandel geprägt sei. „Wenn sie ihre Lieferketten widerstandsfähig machen wollen, müssen sie immer einen Plan B und eine Backup-Struktur haben“, so Jerschke. Auch er sprach sich dafür aus, die aktuelle Phase zu nutzen, um im Konzern in grüne Technologien zu investieren, weil man ansonsten irgendwann aus dem Spiel sei.

Dr. Johannes Bussmann hatte seinen Vortrag eigentlich bereits für den WHU-Campus for Supply Chain Management vor einem Jahr vorbereitet: „Wenn Corona etwas Positives hatte, dann, dass wir seitdem viel gelernt haben. Europa macht momentan in der Krise mit die schlechteste Figur, während die USA und Asien sich schon wieder erholen. In China hat die Anzahl an Flügen schon wieder das Niveau von 2019 erreicht.“ Wie die anderen Sprecher auch, wies Bussmann auf die rapide wichtiger werdende Bedeutung von Digitalisierung und verbesserter Datenanalyse hin, um Zukunftsszenarien deutlich besser vorhersagen zu können.

Hervorragende Infrastruktur schafft große Resilienz

Ralf Busche von der BASF fügte noch einen weiteren Baustein für Resilienz hinzu: Das Verbund-Prinzip. Mit dem größten integrierten Chemiepark der Welt in Ludwigshafen setzt die BASF entgegen des allgemeinen Trends weniger auf Spezialisierung oder Reduzierung des Angebots, sondern auf ein umfassendes Angebot aus einer Hand. Dabei kommt es vor allem auf eine hervorragende Infrastruktur an, jedoch nicht nur auf der Straße, in der Luft oder zu Wasser, sondern auch im IT-Bereich. „Sie müssen wissen, was alles schiefgehen kann. Bauen Sie eine absolut sichere Lieferkette auf, damit Ihre Kunden es sich nicht plötzlich anders überlegen“, so Busche.

Neben den hochaktuellen Vorträgen konnten die Teilnehmer des WHU-Campus for Supply Chain Management auch in Workshops oder bei einer Diskussionsrunde ihr Wissen über Lieferketten und Resilienz vertiefen. Und dabei gab es von einigen der führenden Köpfe dieser Branche spannende Details und neue Trends zu erfahren.