Die Temperaturen steigen, die Vegetation leidet, ganze Tierarten sterben aus – bis zum Ende des Jahrhunderts könnte es auch die menschliche Spezies treffen. Wenn nichts passiert, um den Gipfel der Krise, in der wir uns bereits befinden, abzuwenden. Was wir brauchen? Schlaue Ideen, um die CO2-Emissionen zu senken, mehr Bewusstsein in der Bevölkerung gefolgt von einem veränderten Konsumverhalten, mehr Natur und weniger Konzerne, die diese zugunsten ihres Profits zerstören.
In der diesjährigen Konferenz der studentischen Initiative SensAbility der WHU – Otto Beisheim School of Management wurden die Hintergründe, Hürden und Erfolgsaussichten des nachhaltigen Unternehmertums unter der Moderation von Gerrit McGowan, Managing Director des WHU Entrepreneurship Centers, von allen Seiten beleuchtet. Seit ihrem Debüt im Jahr 2010 fungiert SensAbility – The WHU Impact Summit als Plattform für internationale Studierende, Unternehmen, junge Fachleute und Investor:innen. Das Programm umfasste wie immer inspirierende Vorträge, praktische Workshops, Podiumsdiskussionen, ein sogenanntes Pitch Battle mit anschließender Siegerehrung sowie zahlreiche Networking-Gelegenheiten.
„Wir pflanzen nicht nur Bäume, sondern auch Hoffnung und eine Zukunft"
Mit gutem Beispiel voran geht die europäische Suchmaschine Ecosia, deren Konzept der Unternehmensgründer Christian Kroll in einem inspirierenden Keynote-Vortrag darlegte. In grünen Lettern hat sich das inzwischen 80-köpfige Team „Revolution“ auf die Flagge geschrieben, anders als diverse Vorbilder der europäischen Geschichte soll diese aber friedlich stattfinden. Die wirkungsvollste Waffe im Kampf gegen den Klimawandel sieht Ecosia in der Förderung des Baumbestandes. 122 Millionen Bäume hat das Unternehmen seit der Gründung 2009 bereits gepflanzt. Gezählt sind dabei nur die Exemplare, welche die ersten drei Lebensjahre überstanden haben. Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, werden die Baumplantagen auch Jahre nach dem Anlegen noch überwacht, ob per Drohnenbildern oder Projektbesuchen vor Ort. Kroll brachte soziale Motivation des Unternehmens wie folgt auf den Punkt: „Manche Unternehmen pflanzen Bäume, um Geld zu verdienen. Wir verdienen Geld, um Bäume zu pflanzen.“
Am Ende seines Vortrags verwies Christian Kroll die zukünftigen Unternehmensgründer:innen unter den Teilnehmenden auf Project Drawdown hin. Auf der entsprechenden Website werden konkrete Gründungsideen vorgestellt, derer sich bisher noch nicht oder nicht ausreichend angenommen wurde.
Wie können Unternehmen nachhaltige Transformationen priorisieren?
Dieser Frage stellten sich in der ersten Podiumsdiskussion Vertreter der Unternehmen BOSCH, HENKEL, adidas und IKEA. Eine erste Schwierigkeit, so der Konsens, bestehe bereits in der Feststellung, an welchen Stellen der teils langen Liefer- und Wertschöpfungskette welcher Anteil der CO2-Emissionen generiert wird. In einem zweiten Schritt ginge es darum, diese zu reduzieren. Die größte Herausforderung liege dabei in der fehlenden Technologie, die für bahnbrechende Innovationen notwendig sei. Diese erfordern zudem eine enge Zusammenarbeit zwischen sozialen Start-ups, Wissenschaft und Zulieferfirmen.
„Die Kosten für verantwortliches Handeln heute überwiegen die Kosten für unverantwortliches Handeln morgen“, brachte es Philipp Günther von BOSCH auf den Punkt. Katarzyna Dulko-Gaszyna von IKEA ergänzte: „Nachhaltigkeit sollte kein Luxusgut sein.“
Kreislaufwirtschaft – Die Zukunft der Wertschöpfung?
In der zweiten Podiumsdiskussion stellten sich die Unternehmensvertreter:innen von TETRA PAK, LANDBEL und SYSTEMIQ der Frage, wie durch Kreislaufwirtschaft Abfall vermieden werden kann. Konsens herrschte darüber, dass eine Umstellung auf Kreislaufwirtschaft alternativlos ist. Von Unternehmen sei Engagement gefordert, um eine Innovationsstrategie für zirkuläre Wertschöpfungsketten zu ermöglichen. Die Politik sei dafür verantwortlich, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen und Regulationsmechanismen zu etablieren. Aber auch der Konsument müsse ausreichend informiert werden, um seinen Teil beitragen zu können.