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Praktikumserlebnis „Remote“

Bachelor-Student Alexander Maxelon berichtet über sein Homeoffice-Praktikum bei Bertelsmann.

Nachdem ich vergangenen Sommer mein Praktikum bei Infosys in Indien  absolviert habe, wollte ich diesen Sommer einmal einen deutschen Großkonzern kennenlernen. Im Januar nahm ich daher einen Praktikumsplatz in der Strategieabteilung von Bertelsmann an. Doch dann kam alles anders: Anstatt in der Gütersloher Unternehmenszentrale zu sein, absolvierte ich das Praktikum aus dem Homeoffice. Ein Erfahrungsbericht über Online-Meetings, Netzwerkstörungen und virtuelle Kaffeepausen.

Es ist schon kurios. Ich dachte immer, mein Praktikum in Indien wäre außergewöhnlich gewesen. Damals habe ich in Bangalore gelebt und für Infosys, den zweitgrößten IT-Konzern Indiens, gearbeitet. Sich den Weg zwischen hupenden Rikschas, bunten LKWs und umherirrenden Kühen zu bahnen war stets eine Erfahrung. Doch dieser Sommer sollte noch ungewöhnlicher werden: Ich musste nämlich keinen Fuß auf irgendeine Straße setzen, um zu meinem Arbeitsplatz zu kommen, denn zwei Meter von meinem Bett entfernt steht mein Schreibtisch, und von dort aus habe ich mein diesjähriges Praktikum bestritten.

Wie bei vielen meiner Kommilitonen wurde auch mein Sommerpraktikum kurzfristig umstrukturiert. Aufgrund des Infektionsschutzes und zur Eindämmung von COVID-19 entschied sich die Geschäftsleitung von Bertelsmann bereits Mitte März, das Corporate Center zu schließen. Für die Angestellten des größten deutschen Medienkonzerns, zu dem Unternehmen wie die RTL Group, Penguin Random House und Gruner + Jahr gehören, bedeutete dies monatelange Arbeit aus dem Homeoffice. Für mich bedeutete es, keinem meiner Kollegen jemals persönlich zu begegnen.

Doch was hat das remote Arbeiten mit mir gemacht? Was waren Vorteile und Herausforderungen des Homeoffice? Und warum ziehe ich insgesamt ein positives Fazit? Einer der größten Vorteile war wohl, dass ich örtlich nicht gebunden war und praktisch von überall arbeiten konnte, sofern eine stabile Internetverbindung gegeben war und eine ruhige Umgebung vorlag. So konnte ich wieder mehr Zeit mit meiner Familie verbringen und mein Mittagessen täglich frisch zubereiten. Eine ruhige und wohlfühlsame Umgebung hatte im Gegensatz zu einem Großraumbüro auch den Vorteil, viele Aufgaben besser bearbeiten zu können. Gepaart mit flexiblen Arbeitszeiten habe ich mich Recherchearbeiten und dem Erstellen von PowerPoint Präsentation beispielsweise gerne abends auf dem Sofa zugewendet, während ich mich mit strategischen Fragestellungen vorzüglich am Morgen und am Schreibtisch sitzend beschäftigt habe.

Natürlich entstanden durch die Arbeit im Homeoffice auch Herausforderungen. So war es deutlich schwerer, Kontakte aufzubauen, da gemeinsame Mittagessen oder Gespräche in der Kaffeeküche ausblieben. Als Ausgleich haben wir zum Beispiel versucht, virtuelle Kaffeepausen zu organisieren, um sich in einem informelleren Setting kennenzulernen. Netzwerkstörungen führten wiederum dazu, dass Gespräche unterbrochen wurden und in der Cloud liegende Dokumente temporär nicht zugänglich waren. Auch wenn solche Dinge gelegentlich zu Frustration führten, konnten sie doch schnell wieder durch die erwähnten Vorteile kompensiert werden.

Insgesamt bin ich sehr dankbar dafür, dass ich trotz einzelner Herausforderungen umfangreiche Einblicke in die Arbeitswelt bei Bertelsmann erhalten durfte, weshalb ich ein sehr positives Fazit ziehe. Blicke ich auf mein Praktikum zurück, habe ich vor allem mitgenommen, wie wichtig es ist, sich mit Kollegen informell austauschen zu können und in einer entspannten und angenehmen Arbeitsatmosphäre zu sein. Mit Blick auf eine neue Normalität und die Rückkehr ins Büroleben hoffe ich, dass wir aus den vergangenen Monaten gelernt haben und den Sprung in eine neue, hybride Arbeitswelt schaffen werden.