Die Corona-Krise verlangt der Gesellschaft derzeit viel ab. Gravierende Einschnitte brachte der Lockdown für Unternehmen und Privatpersonen gleichermaßen. Einige Absolventen der WHU – Otto Beisheim School of Management haben dies schon früh als Aufgabe verstanden, ihr Geschäftsmodell auch in den Dienst gemeinnütziger Zwecke zu stellen. In Krisenzeiten stehen dabei weniger die Stakeholder, sondern mehr die Unternehmensverantwortung (Corporate Responsibility) im Vordergrund. Das Bekenntnis der Business School zu einer starken Gemeinschaft überträgt sich dadurch sichtbar auch auf Bereiche der Gesellschaft außerhalb der Hochschule.
Corporate Responsibility – mehr als ein Lippenbekenntnis
Corporate Responsibility bezieht sich zunächst auf die Unternehmensverantwortung, und beschreibt das Verantwortungsbewusstsein von Firmen gegenüber den gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Folgen ihres Wirtschaftens. Unternehmensverantwortung kann in diesem Zusammenhang nicht ohne feste ethische Vorstellungen und eine weitreichende Transparenz gedacht werden.
Hilfe, wo sie am dringendsten benötigt wird
„Wir haben schnell gemerkt, dass jetzt vor allem die Menschen abgehängt werden könnten, die Nachbarschaftshilfe am dringendsten benötigen: Ältere Menschen, die zur Risikogruppe gehören, und sich nicht mehr in den Supermarkt oder in die Apotheke trauen“, sagt Christian Vollmann, Mit-Gründer der Internetplattform nebenan.de und WHU-Alumnus. 2015 gegründet, vernetzt nebenan.de heute mehr als 1,5 Millionen Nachbarn bundesweit. Nachbarschaftshilfe und gegenseitige Solidarität sind die Ziele des Unternehmens. Wegen der Kontaktbeschränkungen durch die Corona-Krise lässt sich über die Plattform nun schnell und kostenlos Hilfe beim Gassigehen mit dem Hund, bei Einkäufen oder bei Botengängen für Risikogruppen organisieren. Dabei trägt nebenan.de auch den Gewohnheiten älterer Menschen Rechnung. „Neben der Hotline „Coronahilfe von nebenan“ rufen wir unsere Nutzer dazu auf, nicht nur online ihre Hilfe anzubieten, sondern auch offline, zum Beispiel mit Aushängen“, so Vollmann weiter. Denn gerade ältere Menschen suchen Informationen und Hilfe nicht immer im Internet. Die Unterstützung für Nachbarn im gleichen Postleitzahl-Gebiet hat sich durch COVID-19 noch deutlich verstärkt. Die Hilfsangebote übersteigen die Gesuche mittlerweile. Dass nebenan.de Unternehmensverantwortung besonders wichtig ist, unterstreicht der WHU-Alumnus: „Der soziale Nutzen der Plattform ist wichtiger als die Gewinnerzielung. Bei nebenan.de werden die Bedürfnisse der Nutzer immer an erster Stelle stehen.“
Corona-Bekämpfung per App
Es gibt zahlreiche weitere Beispiele von Unternehmen von WHU-Alumni, die in der Corona-Krise besondere soziale Verantwortung zeigen, darunter Plusdental und Frischepost. Aber auch die gemeinnützige Organisation Data4Life, deren Geschäftsführer WHU-Alumnus Christian Weiß ist, hat zusammen mit der Charité in Berlin die „CovApp“ entwickelt. Damit nicht alle Patienten persönlich im Universitätsklinikum erscheinen müssen, bietet die App einen Fragebogen, der schon vorher analysiert, ob eine Untersuchung oder ein COVID-19-Test überhaupt sinnvoll ist. „Wenn durch Apps Ressourcen im Gesundheitswesen geschont werden können, dann bedeutet das in der derzeitigen Lage einen hohen Nutzen für alle Patienten, und am Ende für die gesamte Bevölkerung“, so Professor Christian Hagist vom Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialpolitik an der WHU.
Auf eine App vertraut derzeit auch die Bundesregierung beim Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus, am Ende steht jedoch immer die Frage nach der Sicherheit der eigenen Daten. „Solange es keine gesetzliche Verpflichtung für solche Apps gibt, liegt es bei jedem Anwender, diese zu nutzen oder nicht“, so Christian Hagist weiter. „Allein dieser Druck wird meiner Ansicht nach ausreichen, damit die Verantwortlichen die durch die App generierten Daten ausreichend vor Missbrauch schützen.“