Er ist Unternehmer, Absolvent des Kellogg-WHU Executive MBA Programms der WHU – Otto Beisheim School of Management und Mitgründer des Fintechs fulfin: Nathan Evans. Seiner Firma gelingt es, jungen, vielversprechenden Unternehmen im Online-Handel schnell eine Perspektive für mehr Wachstum zu eröffnen. Denn traditionelle Kredit-Modelle sind oft zu behäbig und nicht in der Lage, mit der Entwicklung eines Start-ups im frühen Stadium Schritt zu halten.
Schnelle Entscheidungen, kaum Bürokratie
“Wir sind stolz darauf, unseren Kunden oft schon nach wenigen Tagen einen positiven Kreditentscheid geben zu können, bevor sie bei ihrer Hausbank überhaupt den ersten Beratungstermin bekommen haben“, freut sich fulfin-Mitgründer Nathan Evans. Es wird schnell klar, dass bei fulfin die Uhren anders ticken. Das Fintech ist spezialisiert darauf, Onlinehändler beziehungsweise Direct-to-Consumer-Brands schnell und unbürokratisch Betriebskapital zur Verfügung zu stellen. Außerdem bietet fulfin Lösungen zur besseren Verwaltung von Liquidität und Lagerbeständen an. Denn auf die Geschwindigkeit kommt es bei der Finanzierung an, damit die Onlinehändler nicht in Zahlungsschwierigkeiten geraten und das Momentum ausnutzen können, wenn sie den Online-Markt mit einem innovativen Angebot betreten. „E-Commerce-Unternehmen müssen zügig in Produktkäufe und Performance Marketing investieren. Genau da kommt fulfin ins Spiel, um ihnen zu helfen, ihr Geschäft in Eigenregie skalieren zu können“, erklärt der Firmengründer weiter.
Finanzierungslösungen für Digital Natives
Traditionellen Geldhäusern fällt es mit ihrem Geschäftsmodell zunehmend schwer, junge und schnell wachsende E-Commerce Start-ups mit passenden Krediten zu bedienen. „Unsere starke Fokussierung auf E-Commerce verschafft uns einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Anbietern, die einen "One-Size-Fits-All"-Ansatz verfolgen. Bei fulfin ist der gesamte Antragsprozess vollständig digitalisiert. Nach Stellung des Antrags kommen wir innerhalb von zwei Tagen zu einer Entscheidung, ob der Kredit gewährt wird. Das sind Aspekte, die sich unsere jungen Kunden als Digital Natives von uns wünschen“, beschreibt Evans den zügigen Ablauf. Diese Bearbeitungsgeschwindigkeit ist selbst für andere Fintechs schwer zu erreichen. Junge Gründer haben Anforderungen, die moderne Angebote erfordern.
Gute Zeiten für E-Commerce und Fintechs
Bei fulfin ist die Einstiegshürde für die Kreditvergabe niedrig: Das Unternehmen muss in Deutschland gegründet worden sein, seit mindestens drei Monaten existieren und mindestens 5.000 Euro Umsatz pro Monat erwirtschaften. Für größere Kunden bietet fulfin Darlehen von bis zu 250.000 Euro über ein Jahr an.
Gerade in schwierigen Zeiten, in denen traditionelle Banken möglicherweise nur zögerlich oder mit deutlich höheren Hürden Kredite an Start-ups vergeben, möchte fulfin deren Versorgung mit liquiden Mitteln sicherstellen. Für neu entstehende E-Commerce-Händler in Deutschland sind das positive Nachrichten. Aber auch bei Fintechs, die flexible Finanzierungsmöglichkeiten oder innovative Geldanlagen anbieten, ist Deutschland nach Ansicht von WHU-Alumnus Evans besser aufgestellt, als man zunächst vielleicht glauben mag: „Ich vertrete die Meinung, dass Deutschland ein führender Standort für Fintechs in Europa ist. Natürlich dominiert Großbritannien noch immer das Fintech-Geschäft, weil die Hälfte der 50 größten Fintechs – der Bewertung nach – dort ansässig sind. Deutschland liegt jedoch mit sieben Unternehmen bereits an zweiter Stelle der Rangliste.“
Ein Netzwerk, das trägt
Bevor Nathan Evans zusammen mit seinem Geschäftspartner Fredi Gruber 2018 fulfin gründete, nahm der Unternehmer, der bereits jahrelange Erfahrung im Investmentbanking in London, München und Zürich sammelte, am Kellogg-WHU Executive MBA Programm der WHU teil. 2011 schloss er das Programm ab, dessen Erfahrungen er nie wieder missen möchte: „Die Professoren sind Weltklasse, was sich auch in den Rankings widerspiegelt. Aber ebenso beeindruckend waren meine Kommilitonen. Sie machten jedes Modul zu einer spannenden und einzigartigen Erfahrung in einem wirklich internationalen Umfeld.“ Besonders das einzigartige Netzwerk beeindruckt den fulfin-Gründer noch heute. Bei zahlreichen Anlässen hat er dort in der Vergangenheit Unterstützung gefunden. „Ich betrachte das Kellogg-WHU-Netzwerk als mein erweitertes Gehirn und wende mich oft an ehemalige Kommilitonen, die Experten auf verschiedenen Gebiet sind, um wertvolles Feedback einzuholen. Für fulfin war dieses Netzwerk in Bezug auf Fundraising, Expertenratschläge sowie direkte und indirekte Personalrekrutierung entscheidend.“
E-Commerce – eine Idee, deren Zeit gekommen ist
Fulfin versteht seine Kredite als Baustein im Finanzierungsmix umsatzstarker Online-Unternehmen, der jedoch weiterhin Eigenkapital und gegebenenfalls auch herkömmliche Bankkredite erfordert. Damit scheint fulfin am Puls der Zeit zu sein. Bereits 2008 forderte der Händlerbund, der größte Onlinehandelsverband und das größte E-Commerce-Netzwerk Europas, die konsequente Weiterentwicklung der gesamten E-Commerce-Branche, um dem rasanten Anstieg des Handelsvolumens im Internet Rechnung zu tragen. Die Corona-Pandemie hat dieser Entwicklung nun weiter Auftrieb verliehen. „Wir haben auch davon profitiert, dass viele unserer Kunden in der Krise stark gewachsen sind und andere Kreditgeber Anträge schlicht zu langsam bearbeitet haben“, sagt Evans. Fulfin selbst ist jedoch auf Fundraising-Kampagnen angewiesen, wie sie im Januar erneut gestartet wurden – ein Schritt, den das Unternehmen seinen Kunden durch die Kreditvergabe häufig erspart. „Um fulfin aufzubauen, mussten wir zuallererst in Technik, Juristisches und Produkte investieren und werden dies auch weiterhin tun, um ein großes und relevantes Geschäft aufzubauen. Die Unternehmen, die wir finanzieren, sind dagegen E-Commerce-Plattformen, die Betriebskapital für kurzfristige Investitionen benötigen.“
Nathan Evans ist davon überzeugt, dass E-Commerce den stationären Einzelhandel über kurz oder lang großflächig ablösen wird. In den USA oder Großbritannien sind diese Tendenzen schon wesentlich sichtbarer. „Ich glaube nicht, dass die Schließung großer Geschäfte oder unpersönlicher Ketten einen schweren Verlust für unsere Städte und Gemeinden darstellen wird. Viel eher bin ich darauf gespannt, wie der E-Commerce-Handel sie in Zukunft prägen wird.“
Obwohl er in München wohnt, kommt Nathan Evans im Rahmen des lebenslangen Lernens an der WHU auch heute noch regelmäßig an den Campus in Vallendar und hat ein eindeutiges Fazit: „Mit der Unterstützung eines starken Netzwerks und dem günstigen Klima für innovative Ideen allgemein ist es eine großartige Zeit, ein Fintech-Gründer in Deutschland zu sein!“