Janine Heinrich hat es selbst erlebt. „Ich habe versucht, ein Unternehmen zu gründen“, sagt die 25-Jährige. Und dabei hat die WHU-Alumna mit ghanaischen Wurzeln die Vorurteile, die es gegenüber Gründerinnen aus Minderheiten gibt, zu spüren bekommen. Nun ist Heinrich, die Ende September an der WHU – Otto Beisheim School of Management offiziell ihren Master of Science in Entrepreneurship abgeschlossen hat, in der Handwerkskammer Koblenz für ihre Masterarbeit mit dem Hochschulpreis der Region Koblenz 2022 ausgezeichnet worden.
„An Exploration of Intersectionality’s Influence on the Experience and Resources of Female Minority Founders”, so lautet der Titel ihrer Arbeit. Heinrich hat darin untersucht, welche Erfahrungen Gründerinnen aus Minderheiten im Prozess der Unternehmensgründung gemacht haben und wie sich die Intersektionalität auf ihre Identität und ihre Chancen am Markt ausgewirkt haben. Ein Thema, das Aufmerksamkeit verdient, denn es besteht nicht nur eine geschlechterspezifische sondern auch eine ethnische Kluft im unternehmerischen Ökosystem. Das zumindest legen die Ergebnisse einer Studie von DiversityVC nahe: Demnach erhielten Frauen lediglich neun Prozent der Investitionen, während jene aus dem Nahen Osten 2,8 Prozent, Latinas 1,8 Prozent und schwarze Gründerinnen weniger als ein Prozent bekamen. Für ihre Masterarbeit hat Janine Heinrich 28 Gründerinnen zu ihren Erfahrungen befragt. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass Intersektionalität eine entscheidende Rolle in dem Prozess von Gründerinnen spielt – und sich in negativer Weise auf ihre Ressourcen und Herausforderungen auswirkt. „Mir ging es darum herauszufinden, woran das liegt, denn nur so lässt sich daran auch etwas ändern“, sagt sie. Damit dies passiert, müsse in erster Linie die Politik den Gründungsprozess vereinfachen und die Investoren ihr Verhalten ändern, so Heinrich.
Wie in jedem Jahr war das Themenspektrum der prämierten Arbeiten bei der Verleihung breit und reichte von Verschwörungstheorien und ihrer Relevanz für die öffentliche Verwaltung über das Phänomen Cybergrooming auf Gaming-Plattformen bis hin zu einer Dissertation über die positiven Nebenwirkungen beziehungsorientierter Unterstützung junger Krebserkrankter.
Der mit 20.000 Euro dotierte Hochschulpreis der Region Koblenz wird jedes Jahr von der Wirtschafts- und Wissenschaftsallianz Region Koblenz e.V. ausgelobt, um junge Wissenschaftler:innen ideell und finanziell zu unterstützen. In diesem Jahr hat die Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz die Veranstaltung mit organisiert. Alle acht Preisträger:innen erhielten neben einer Urkunde ein Preisgeld in Höhe von 2500 Euro. Jede Hochschule wählt ihre Sieger für die Auszeichnung intern selbst aus.
Die Preisträger aller teilnehmenden Hochschulen in diesem Jahr sind neben Janine Heinrich (WHU – Otto Beisheim School of Management): Dr. Sonja Ehlers (Universität Koblenz-Landau), Emma Schlosser (Hochschule Koblenz), Dr. Jens Stäudle (VPU – Vinzenz Palotti University), Viktoria Zapart (Hochschule der Deutschen Bundesbank), Sabrina Maria Mistler (Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz), Laura Denninghoff (zfh – Zentrum für Fernstudien im Hochschulverbund), Nina Pünger (Hochschule für öffentliche Verwaltung Rheinland-Pfalz).
Das Video zu Janine Heinrich und ihrer Masterarbeit finden Sie hier.