WHU Allgemein

WHU Diversity Week 2020

Erstmals in der Geschichte der WHU – Otto Beisheim School of Management fand die Diversity Week statt.

Stetiger Wandel ist zweifellos erfolgsentscheidend. Doch was bedeutet das eigentlich im Hinblick auf Diversität und Inklusion? Und wie schafft man ein inklusives Arbeitsumfeld? Seit 2015 veranstaltet die von WHU-Studierenden gegründete Arbeitsgruppe Diversity at WHU alljährlich einen Diversity Day, auf dem genau solche Fragen diskutiert werden. Anlässlich des fünfjährigen Jubiläums wurde das Event dieses Jahr auf einen einwöchigen Zeitraum ausgedehnt, um Diversität und Inklusion in das Zentrum des Geschehens zu rücken und ein noch breiteres Themenfeld abbilden zu können. In der Woche vom 30. November bis 4. Dezember nahmen daher über 120 Studierende, Alumni, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Hochschule sowie externe Gäste an den insgesamt 14 Veranstaltungen der virtuellen Diversity Week teil.

„Diversität ist eine Einstellung, kein Management-Ansatz“

Den Auftakt der Woche machte Lina Maria Kotschedoff mit ihrem Vortrag zum Thema „Diversität ist eine Einstellung, kein Management-Ansatz“. Bevor die 37-Jährige, die seit ihrem neunten Lebensjahr über eine Sehkraft von nur vier Prozent verfügt und jüngst den German Diversity Award der Kategorie Disability gewann, im Jahr 2016 erfolgreich ihren MBA an der WHU abschloss, war sie häufig unsicher: „Ich dachte, eine Frau mit Behinderung zu sein, halb Brasilianerin, halb Deutsche, würde mich einschränken.“ Auch zu Beginn ihres Studiums hätte sie die Sorge gehabt, nicht akzeptiert zu werden und eine Last für ihre Mitstudierenden zu sein. Während der ersten zwei Wochen hätte sie daher täglich darüber nachgedacht, ihr MBA-Programm abzubrechen, bis sie schließlich feststellte, dass sie keineswegs eine Belastung für ihr Team war, sondern vielmehr eine Bereicherung. „Wir müssen aufhören, Vermutungen darüber anzustellen, was für Eigenschaften andere mitbringen“, sagte Kotschedoff. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass wir in eine „Realitätsfalle“ tappen und unsere Sichtweise als einzig richtige erachten.

Diversität und die Frage des Willens

Auch Dr. Jörg Ehmer, CEO des Augenoptik-Unternehmens Apollo Optik, vertritt die Meinung, dass Diversität eine Frage des Willens sei: „Jeder kann einen Unterschied machen, man muss sich nur entscheiden, dies auch zu tun“, erklärte er in seinem Vortrag „The Diversity Discourse“. „Sobald man die Kraft von Diversität versteht, findet sich ein Weg, sie zu verwirklichen.“ Dabei sei Diversität jedoch allzu häufig außerhalb des Gewohnten und der eigenen Komfortzone, weshalb der Aufbau eines diversen Arbeitsumfeldes keine Kernkompetenz vieler Unternehmen sei. Folglich müsse aktiv ein Wandel angestrebt werden, um ein offenes und buntes Unternehmen zu kreieren.

Das Zusammenspiel von Diversität und Integration

Doch was muss ein Unternehmen tun, um offen und bunt zu werden? Laut Dominik Weh, der Executive Sponsor des LGBT-Netzwerkes von Oliver Wyman ist und bereits beim WHU Diversity Day 2019 über Diversität referierte, brauche es vor allem eines: Inklusion. „Diversität muss auf Inklusion folgen“, betonte er. Reine Diversität sei hingegen eine bloße Eigenschaft, die alleinstehend kaum etwas bewirke. Wie ein solches, inklusives Arbeitsumfeld nicht aussehen sollte, wurde beim Workshop von Prof. Dr. Fabiola Gerpott, Lehrstuhlinhaberin für Personalführung an der WHU, deutlich. Während ihre Schwester Felicia, die selbst in einer Unternehmensberatung tätig ist, von ihren persönlichen Erfahrungen im Hinblick auf Diskriminierung von Frauen erzählte, untermauerte Gerpott ihre Argumente mit wissenschaftlichen Studien. Oftmals, so berichtete Gerpotts Schwester, müsse sie Punkte mehrfach anbringen, um bei ihren männlichen Kollegen und Kunden Gehör zu finden. Ihre Meinung würde nicht nur überhört werden und weniger zählen, sie würde auch nicht selten unterbrochen werden, bevor sie ein Argument zu Ende führen könne. Als Konsequenz habe sie begonnen, ihre eigene Kompetenz in Frage zu stellen, was dem Workshop seinen Namen verlieh: „Du hast den Job nur bekommen, weil du eine Frau bist.

Diversität und Integration müssen zum „neuen Normal“ werden

Während der WHU Diversity Week 2020 wurde sehr deutlich, dass es noch viel zu tun gibt und Diversität multidimensional betrachtet werden muss. Nur, weil ein Unternehmen verschiedene Altersgruppen beschäftigt und Frauen einstellt, ist es nicht zwingend divers. Und nur, weil eine Firma ein LGBT-Netzwerk hat, ist es noch lange nicht inklusiv. Diversität und Inklusion fangen bereits bei der Gestaltung eines nicht-diskriminierenden Bewerbungsverfahrens an und brauchen insbesondere den Willen und die Überzeugung des gesamten Management-Teams, um einen nachhaltigen Wandel anzustoßen. Laut Prof. Dr. Jane Lê, WHU-Lehrstuhlinhaberin für Strategisches Management, die in der Paneldiskussion zum Thema „Challenge COVID-19“ sprach, käme es darauf an, wie schnell Organisationen sich ändern können und die Vorteile von Diversität erkennen. Dr. Rolf Hellermann, der kürzlich zum CFO von Bertelsmann ernannt wurde und ebenfalls Teil der Diskussionsrunde war, brachte es auf den Punkt: „Diversität muss das neue Normal werden.“ Doch wie schaffen wir das? Die Antwort gab Lina Maria Kotschedoff schon zu Beginn der Woche: Vielleicht müssen wir die politische Korrektheit ein wenig reduzieren, um die wirkliche Diskussion zu beginnen.

Weitere Ressourcen und einen Überblick über die Redner und Rednerinnen der diesjährigen WHU Diversity Week finden Sie hier.