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Wie können digitale Innovationen Lieferketten verbessern?

Auf dem WHU Campus for Supply Chain Management diskutierten Experten über die Zukunft von Lieferketten

Wie können digitale Innovationen Lieferketten verbessern?
Catarina Bjelkengren spricht für den WHU Campus für Supply Chain Management über die Zukunft der Nachhaltigkeit von Lebensmitteln.

Zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie konnte die von Studierenden organisierte Konferenz WHU - Campus for Supply Chain Management wieder vor Ort stattfinden. Die jährliche Konferenz, die vom 17. bis 18. März in der Stadthalle in Vallendar zum 18. Mal stattfand, beschäftigte sich mit den Gründen für die zögerliche Umsetzung von vollständig digitalisierten Lieferketten in vielen Unternehmen. Die Gastredner zeigten auf, welche Schritte Unternehmen setzen sollten.

Mit einem klaren Fokus auf Networking hatten die Gastgeber spezielle Panels, Workshops, Speed-Dating-Runden und mehrere Keynote-Reden geplant. Sie sollten den Teilnehmern die Möglichkeit geben, sich persönlich mit den Insidern der Logistikbranche auszutauschen, darunter Knut Alicke (Partner bei McKinsey), Otto Schacht (Executive Vice President von Kühne + Nagel), Daniel Küster (Director Supply Chain bei der Warsteiner Group), Gesa Jaekel (Associate Partner bei DHL Consulting), Wolfgang Weber (Head of Digital Transformation bei Henkel) und Moritz Philipp Weisbrodt (Founder und CEO von Alaiko).

Catarina Bjelkengren (Direktor des Beratungsteams Strategy& von PricewaterhouseCoopers) sprach in ihrem Eröffnungsvortrag ein Thema an, für das Lieferketten eine zentrale Rolle spielen: die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln in der Zukunft. Bjelkengren zufolge ist eine Digitalisierung der Lieferketten in diesem Bereich besonders zielführend. Bjelkengren argumentierte, dass es einen dramatischen Einfluss auf die CO2-Emissionen hätte, wenn es gelänge, die Konsumenten zum Umstieg auf umweltfreundlichere Lebensmittel zu bewegen. Sie plädierte dafür, neue Technologien dafür zu einzusetzen: "Um wirklich etwas zu bewirken, müssen wir bei den Verbrauchern ansetzen.“ Mithilfe von Big-Data-Analysen, intelligenten Sensoren, 3D-Druck und Augmented Reality könne man Wertschöpfungsketten in der Lebensmittelproduktion zuverlässiger, nachhaltiger und transparenter gestalten. Unternehmen würden nur durch die Transparenz ihrer gesamten Herstellungsprozesse und Lieferketten das Vertrauen ihrer Kunden zurückgewinnen können.

Professor Stefan Spinler, Moritz Weisbrodt, Gesa Jaekel und Matthias Graefe beim Campus for Supply Chain Management.

Im weiteren Verlauf der Konferenz betonte Matthias Graefe, Director of Supply Chain Transformation bei IBM, dass Agilität ein Schlüsselfaktor für Unternehmen sei, um widerstandsfähig zu bleiben. Graefe sieht die Ursache der Lieferengpässe bei Halbleitern während der Corona-Pandemie in den Abhängigkeiten bei der Bereitstellung, in Schwankungen der Nachfrage und in Transportproblemen. Er zeigte auf, wie der Umstieg auf vollständig digitale Lieferketten durch auf allen Ebenen optimierte Arbeitsabläufe gelingen kann – physisch, digital und kulturell.

Graefe zitierte darüber hinaus die fünf „C“s von Simon Ellis von der International Data Corporation (IDC) als Grundlagen für ein effektives Lieferkettenmanagement der Zukunft. Demnach sollte eine Supply Chain

- connected (vernetzt) sein, also auf unstrukturierte Daten aus sozialen Medien, strukturierte Daten aus dem Internet der Dinge (Internet of Things) sowie auf herkömmliche ERP- und B2B-Daten zuzugreifen,
- collaborative (gemeinschaftlich) sein und dabei zunehmend Cloud-basierte Handelsnetze in der Zusammenarbeit mit Lieferanten nutzen,
- cyber-aware (sich der Gefahren aus dem Internet bewusst) sein und ihre Systeme besser vor Cyber- und Hackerangriffen schützen,
- cognitively enabled (KI-gestützt) und damit selbstlernend sowie
- comprehensive (umfassend) sein, sodass alle Daten in Echtzeit verfügbar sind.

Premiere hatte auf der Veranstaltung auch der CSCM Innovation Pitch Battle, bei dem die Geschäftsmodelle bestehender Start-ups von einer Expertenjury bewertet wurden, zu der unter anderem Prof. Dr.Dries Faems (Lehrstuhl für Entrepreneurship, Innovation und Technological Transformation an der WHU), Prof. Dr. Stefan Spinler (Kühne-Stiftungslehrstuhl für Logistikmanagement an der WHU) und Patric Hoffmann (Senior Vice President Global Ventures & Innovation bei DB Schenker) zählten. Der erste Preis ging an Dominik Fürste und Rail-Flow, ein Freight-Tech-Unternehmen, das die Effizienz des Schienengüterverkehrs in Europa verbessern will.

Der WHU Campus für Supply Chain Management wurde 2003 gegründet und ist der größte von Studierenden organisierte Kongress im Bereich Supply Chain Management in Europa. Weitere Informationen zum CSCM finden Sie auf der Veranstaltungswebsite.