WHU Allgemein

Zu stark oder doch zu schwach?

Warum Bürger den Lockdown kritisieren

Die Studie „Trust in Government Actions During the COVID-19 Crisis” zeigt nach Auswertung einer Befragung von weltweit mehr als 100.000 Menschen, wie die Kritik an zu starken aber auch zu laschen Maßnahmen der Regierungen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus entsteht. Eine weitere Befragung legt nahe, dass insbesondere Bürger mit Hang zu Verschwörungstheorien deutlich schneller Kritik an zu weitreichenden Maßnahmen üben.

In den vergangenen Wochen gab es in vielen Ländern Kritik an Maßnahmen gegen die COVID-19-Krise. Zugleich gibt es in vielen Ländern aber auch Unzufriedenheit über unzureichende Maßnahmen der Regierungen. In einer Studie von Prof. Dr. Mei Wang, WHU – Otto-Beisheim-School of Management und Prof. Dr. Marc Oliver Rieger, Universität Trier, wird untersucht, was diese Meinungen verursacht, und wie sich das auf die Zufriedenheit mit der jeweiligen Regierung auswirkt. Die Unterschiede zwischen den Ländern sind dabei sehr groß: Große Unzufriedenheit herrscht zum Beispiel in Thailand, Venezuela und Russland. Sehr zufrieden sind die Menschen hingegen in Vietnam, Qatar und Neuseeland. Deutschland rangiert im oberen Mittelfeld.

Wichtigster Faktor für die Zufriedenheit ist dabei, dass die Maßnahmen als wohl dosiert – nicht zu stark und nicht zu schwach – empfunden werden. Dabei gibt es eine große Asymmetrie: Ein “Zu wenig” resultiert oft aus schwachen Reaktionen auf die Krise und aus hohen Todeszahlen, während ein “Zu viel” von diesen “harten” Fakten unbeeinflusst ist. Stattdessen spielt etwas ganz anderes eine Rolle: Die Empfänglichkeit für Verschwörungstheorien aller Art. Unter denjenigen, die die Maßnahmen in Deutschland als “zu stark” wahrnehmen, zeigten zwei Drittel eine Tendenz zu Verschwörungstheorien. Bei den anderen war es nicht einmal jeder Vierte. Wang und Rieger erläutern dazu, dass natürlich nicht jeder Kritiker in die Schublade “Verschwörungstheoretiker” gesteckt werden solle, es aber so scheint, dass die Mehrheit der Kritiker an zu “starken” Einschränkungen in der Tat in diese Kategorie fällt.

Zur vollständigen Studie (in Englisch)