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Business meets Law
09.11.2022

Business meets Law

Bucerius Law School und WHU starten gemeinsame, interdisziplinäre Veranstaltungsreihe zu nachhaltiger Unternehmensführung

Unter dem Titel „Business meets Law“ ist am 3. November eine neue gemeinsame Veranstaltungsreihe der Bucerius Law School und der WHU – Otto Beisheim School of Management an der Bucerius Law School in Hamburg gestartet. „Wir wollen mit diesem Format eine Plattform schaffen, auf der Expertinnen und Experten aus den Rechtswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften einander begegnen und sich gegenseitig bereichern können. Neben der Interdisziplinarität ist uns der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis hierbei besonders wichtig“, erklärt Juniorprofessorin Dr. Nicole Gottschalck von der WHU das Konzept. „Ziel der neuen Veranstaltungsreihe ist, zentrale Themen der nachhaltigen Unternehmensführung aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und gemeinsam Lösungsansätze zu diskutieren.“

Tatsächlich gibt es in der Praxis viele Gelegenheiten, in denen juristische und wirtschaftliche Kompetenz gleichermaßen gefragt ist. Ein aktuelles Beispiel ist das Thema der Auftaktveranstaltung von „Business meets Law“: das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Es soll Anfang 2023 in Kraft treten und beschäftigt seit geraumer Zeit sowohl Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer als auch Anwaltskanzleien. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass das deutsche Gesetz sowie die noch ausstehende ähnlich gestaltete Richtlinie auf EU-Ebene wichtige Schritte zur Sicherung von Sozialstandards und Menschenrechten sowie für mehr Nachhaltigkeit auf nationaler und globaler Ebene sind.

Prof. Dr. Birgit Spießhofer von der Universität Bremen und der Wirtschaftsanwaltskanzlei Dentons Europe LLP berichtete aus ihrer Erfahrung, vor welche Herausforderungen das LkSG die Unternehmen stellt: „Angesichts der Transnationalität von Lieferketten besteht erst einmal große Unsicherheit, welche der internationalen und nationalen Soft-Law- und Hard-Law-Standards im Einzelfall anzuwenden sind.“ Es stelle sich die Frage, wie die von internationalen Organisationen entwickelten Rahmenordnungen zu operationalisieren sind. Prinzipiell könne die Aufgabe von den auftraggebenden Unternehmen, von Rating-Agenturen, durch Zertifizierungsorganisationen wie ISO oder zum Beispiel durch Exportkredit-Agenturen übernommen werden. „Problematisch sind auch die Governance Gaps, die in Entwicklungsländern bestehen. Wir sehen, dass zum Beispiel bei Textilherstellern in Bangladesch je nach Auftraggeber jeden Tag nach anderen Corporate-Governance-Vorgaben und Hard-Law-Standards produziert wird.“ Die Gefahr bestehe auch, dass große, stark automatisierte Unternehmen den Aufwand für die Einhaltung der Standards besser bewältigen können und kleinere Zulieferer dadurch ausgebotet würden. Dies könne natürlich Arbeitsplätze kosten.

Aus einem anderen Blickwinkel beleuchtete llse Beneke,Leiterinder Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung beim Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums das LkSG. Sie stellt sicher, dass bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen alle relevanten Nachhaltigkeitsstandards eingehalten werden. Allein in Deutschland gäbe es 30.000 Vergabestellen mit einem Auftragswert von 350 Mrd. Euro. Beneke machte deutlich, welch wichtige Rolle einschlägige Zertifikate in der Beschaffung spielen. Sie geben den Vergabestellen Orientierung, ob die jeweiligen Angebote die notwendigen Nachhaltigkeits- und Sozialstandards erfüllen, und zwar in der gesamten Lieferkette.

Weitere spannende Einblicke in die Thematik gewährten eine Reihe hochklassiger Referentinnen und Referenten. Dr. Nora Lohmeyer von der Radboud University in Nijmegen (NL) berichtete über ihre Forschungsarbeit zum Übergang von freiwilligen zu bindenden Standards und kam zu dem Schluss, dass Freiwilligkeit in diesem Fall keine erkennbaren Ergebnisse bringt. Prof. Dr. Magaretha Gansterer von der Universität Klagenfurt stellte ihre Forschungsarbeit zur Optimierung der so genannten „Letzten Meile“ bei Lieferallianzen vor. Dr. Mansur Pour Rafsendjani von Noerr PartGmbB ordnete die rechtlichen Grundlagen von Collaborative Logistics daraufhin juristisch ein. PD Dr. Franziska Humbert von Oxfam beleuchtete die Herausforderungen an Nachhaltigkeit aus dem Blickwinkel von Non-Profit-Organisationen.  Jonas Hein aus dem Menschenrechtsreferat des Bundesjustizministeriums und Axel Voss, Mitglied des Europäischen Parlaments und rechtspolitischer Sprecher der EVP brachten neben ihrer juristischen Expertise einen besonderen politischen Blickwinkel in die Diskussion ein.

„Tagungen wie diese erweitern unser aller Geist und pflegen die Freundschaft zwischen unseren beiden privaten Hochschulen“, sagte WHU-Rektor Prof. Dr. Markus Rudolf über das Konzept der Veranstaltung und bedankte sich bei den Organisator:innen Prof. Dr. Michael Fehling, Larissa Bahmer und Prof. Dr. Matthias Jacobs von der Bucerius Law School sowie Juniorprofessorin Dr. Nicole Gottschalck und Prof. Dr. Arne Strauss von der WHU. Die Veranstaltung ist nicht die erste Kooperation zwischen den beiden Partnerhochschulen. Gemeinsam mit der WHU bietet die Bucerius Law School beispielsweise auch das Programm Master of Law and Business an, in dem nationale und internationale Talente sowohl juristisch als auch betriebswirtschaftlich ausgebildet und auf eine internationale Karriere vorbereitet werden. 

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