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25.09.2023

Fünf Fragen an Animals Around the Globe

WHU-Start-up ist eine der wichtigsten Adressen für das Thema Tiere

In nur drei Jahren haben Christopher Weber (MSc 2018) und Jan Otte es geschafft, ihre Online-Plattform Animals Around the Globe an den Start zu bringen. An ihrer Entwicklung haben sie allerdings schon einige Zeit davor gearbeitet. Die Webseite fokussiert sich auf sämtliche Aspekte des Tierreichs und ist mittlerweile die zweitbeliebteste Seite in diesem Bereich in den USA. Um die acht Millionen Besucher schauen sich die Inhalte von Animals Around the Globe monatlich an.

1. Wie ist es euch gelungen, in derart kurzer Zeit in eurem Hauptmarkt, den USA, so erfolgreich zu werden?

Jan Otte: Chris und ich haben uns kennengelernt, als wir im Büro von Google, unserem damaligen Arbeitgeber, nebeneinander saßen. Uns wurde schnell klar, dass wir eine Leidenschaft für neue Vorhaben und insbesondere für die Tierwelt teilen. Außerdem hatten wir zahlreiche Freunde, die zu dieser Zeit erfolgreich ihre eigenen Webseiten und Blogs aufgezogen haben, auch deshalb wollten wir es ausprobieren. Von Beginn an war es unsere Mission, Menschen die Möglichkeit zu geben, das Tierreich zu erforschen und für dessen Einzigartigkeit zu begeistern. In diesem Zusammenhang hatten Chris und ich schließlich einige Diskussionen und wir haben überlegt, wie wir ein Geschäftsmodell rund um Wildtiere etablieren könnten. 

Christopher Weber: Meine Liebe für Tiere ist auf zahlreichen Familien-Trips entstanden. Dabei haben wir die unterschiedlichsten Lebensräume für Tiere, vom Meer bis hin zur Savanne, entdeckt. Als Jan und ich begonnen haben, diese Webseite aufzubauen, sind wir schnell auf großes Interesse gestoßen und unsere Inhalte haben schnell bestimmte Suchergebnisse bei Google dominiert. Denn unsere Seite stellt einige der ungezähmtesten Orte der Erde vor, an denen man Tiere in freier Wildbahn beobachten kann. In den folgenden vier Jahren haben wir häufig mit talentierten Freiberuflern zusammengearbeitet, vor allem aus Südafrika, einem Land, zu dem wir beide eine persönliche Verbindung haben. Zugegebenermaßen hatten wir auf dieser Reise unsere Höhen und Tiefen, aber das hat uns am Ende nur noch widerstandsfähiger und fachkundiger gemacht.

2. Ihr wollt das weltgrößte Unterhaltungsunternehmen mit dem Schwerpunkt Tiere werden, möchtet euren Leser:innen gleichzeitig aber auch etwas beibringen. Worauf soll das Projekt hinauslaufen?<o:p></o:p><o:p></o:p>

JO: Unser Ziel ist es, Animals Around the Globe als die einschlägigste und vertrauenswürdigste Informationsquelle für Wildtiere und das Tierreich im Internet zu etablieren. Um dies zu erreichen, pflegen wir Partnerschaften mit Expert:innen auf unterschiedlichen Gebieten, wie beispielweise mit Biologinnen und Tierärzten. Sie bekommen dadurch die Möglichkeit, ihre wertvollen Erkenntnisse und Erfahrungen mit unserer Leserschaft zu teilen. Diese Kooperation bereichert nicht nur unsere Inhalte, sondern verhilft den Expert:innen auch zu mehr Relevanz.

3. Als Wildtierenthusiasten liegt euch der Schutz der Tiere am Herzen. Das wird auch an der Zusammenarbeit mit Partnern wie der AMES Foundation (ebenfalls von einem WHU-Alumnus mitgegründet) deutlich, die spezielle Tierarten in Afrika schützt. Wie lässt sich eurer Meinung nach das globale Zusammenleben zwischen Mensch und Tier verbessern? 

CW: Unsere Gespräche mit Wildtierexpert:innen haben uns sehr dabei geholfen, besser zu verstehen, dass wir uns alle gemeinsam anstrengen müssen, wenn wir die Koexistenz von Mensch und Tier verbessern und dafür sorgen wollen, dass bestimmte Wildtiere nicht aussterben. Ein großes Problem ist der extreme Gegensatz zwischen den Bevölkerungen in den entwickelten Regionen der Erde und denen in Entwicklungsregionen. Erstere verfügen über die notwendigen finanziellen Mittel, um Wildtiere zu schützen, distanzieren sich aber oft von dieser Aufgabe während Letztere mit den Wildtieren zusammenleben, sie aber oft für ihren Lebensunterhalt und ihr Einkommen ausbeuten, um ihre wirtschaftlich prekäre Situation zu verbessern. Unser Masterplan zur Bewältigung dieser Herausforderung beruht auf drei zentralen Säulen: Erstens, Unterhaltung, um das Interesse der Menschen zu wecken und sie für die Welt der Wildtiere zu begeistern. Zweitens, Schulung unserer Leser, indem wir das Wissen und die Erkenntnisse unserer Expert:innen weitergeben und die Menschen an ihren Streifzügen durch die Wildnis teilhaben lassen. Und drittens, der Aufbau einer Online-Community, in der die Nutzer:innen in das Thema eintauchen und Begegnungen aus erster Hand erleben können (virtuell oder real).

Unsere Strategie besteht darin, ein größeres Gefühl der Zuneigung und eine tiefere Verbindung zu Tieren zu kultivieren. Wenn sich Menschen für Tiere interessieren, sind sie eher bereit, sie zu schützen. Darüber hinaus kann das direkte Erleben von Wildtieren – egal ob auf einer Safari in Afrika oder im eigenen Garten – diese Bindung festigen. Um Ersteres zu ermöglichen, arbeiten wir mit Reiseveranstaltern zusammen. Und für die Daheimgebliebenen ist unsere App so konzipiert, dass sie dazu ermutigt werden, in die umliegende Natur zu gehen und auch dort mit Wildtieren in Kontakt zu kommen.

JO: Was die Bevölkerung in den Entwicklungsländern angeht, so liegt der Schlüssel zum Tierschutz in der Bewältigung ihrer wirtschaftlichen Probleme. Es ist tragisch, wenn auch verständlich, dass Menschen, Wildtiere und die Natur ausbeuten, um ihr eigenes Überleben zu sichern. Der Filmemacher John Varty hat dafür eine Lösung: Er stellt aus den Gemeinden rund um sein Wildreservat so viele Menschen wie möglich ein. Mit den Einnahmen aus dem Tourismus verbessert sich dann zusehends ihre Lebenssituation. Dieses Modell macht die lokale Tierwelt attraktiv für Touristen und damit auch zu einem Gewinn für die Menschen vor Ort. Das hält sie davon ab, jenen Tieren zu schaden, die indirekt ihren Lebensunterhalt sichern.

4. Als ihr die Plattform aufgebaut habt, habt ihr bewusst auf externe, finanzielle Förderung verzichtet und alles aus eigener Kraft gestemmt. Wieso habt ihr euch dazu entschieden und würdet ihr dieses Modell auch anderen Gründenden empfehlen?

JO: Am Anfang haben wir überlegt, ob wir uns über Risikokapital finanzieren sollen. Für uns war es jedoch von entscheidender Bedeutung, dass wir so lange wie möglich die einzigen Eigentümer unseres Unternehmens bleiben. Auf diese Weise sind wir in unseren Entscheidungen vollkommen unabhängig geblieben, konnten die Vorteile nutzen und waren nur unserer eigenen, engagierten Community verpflichtet und nicht externen Geldgebern.

CW: Wenn es die Umstände erlauben, plädiere ich immer dafür, das eigene Geschäftsmodell gründlich zu testen und möglichst ohne Risikokapital aufzubauen. Manche Gründungen erfordern zu Beginn zwar erhebliche Investitionen, einige aber auch nicht. Wir sind sehr zufrieden mit dem Weg, den wir eingeschlagen haben. Ein Fallstrick, den ich bei Wagniskapital-finanzierten Start-ups beobachtet habe, ist der geringere Druck, früh rentabel zu arbeiten. Im Gegensatz dazu war die Rentabilität in unseren Planungs- und Entscheidungsprozessen von Beginn an ein bedeutender Faktor.

5. Ihr habt euch kennengelernt, als ihr noch für Google gearbeitet habt. Ist es für Gründungs-Teams wichtig ist, sich bereits vorher aus einem anderen Kontext zu kennen?

CW: Als wir bei Google nebeneinander gearbeitet haben, hatte ich das Privileg, Jans Arbeitsmoral aus erster Hand beobachten zu können. Direkt von Beginn an war ich von seiner Effizienz und der Art und Weise, wie er mit den Kunden umging, beeindruckt. Wir lagen beide auf einer Wellenlänge, insbesondere beim Verkauf von Anzeigenprodukten an die Google-Kunden. Ein solches gegenseitiges Verständnis und der entgegengebrachte Respekt sind von unschätzbarem Wert, wenn man bedenkt, dass die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens einer langjährigen Partnerschaft mit all ihren Höhen und Tiefen ähnelt. 

Der amerikanische Unternehmer Mark Cuban hat einmal gesagt, wenn man ein Unternehmen mit der alleinigen Absicht gründet, es irgendwann verkaufen zu wollen, wird der Erfolg wahrscheinlich ausbleiben. Diesen Gedanken habe ich verinnerlicht und mit Animals Around the Globe nie auf einen Verkauf abgezielt.

Unsere Zeit bei Google, im weiteren Sinne einem führenden US-Tech-Unternehmen, hat mich in einer Überzeugung bestärkt, die ich schon immer hatte: Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Wenn man mit einigen der einflussreichsten Unternehmen der Welt zusammenarbeitet, wird man davon überzeugt, dass nichts unerreichbar ist und dass ehrgeizige Visionen einen nach vorne bringen. Die WHU fördert in bewundernswerter Weise ein Umfeld, in dem große Ambitionen hervorragend gedeihen. Doch diese Herangehensweise in der Praxis zu erleben, ist nochmal ein anderes Level. Leider ist dieses „Denke groß“-Mindset in Deutschland nicht sehr verbreitet und das ist etwas, woran ich oft zu knabbern habe.

 

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