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18.04.2023

Fünf Fragen an SHAVENT

Vater und Tochter auf der Mission, die Welt der Rasierer zu revolutionieren

Nachdem sie 2008 ihr Diplom in Betriebswirtschaft an der WHU – Otto Beisheim School of Management gemacht hatte, war Romy Lindenberg nicht mehr zu bremsen: Sie arbeitete in Strategieberatungen, war Geschäftsführerin von HelloFresh im DACH-Raum, Business Angel und erfüllte noch zahlreiche weitere Rollen. Doch ihre wahre Bestimmung fand sie 2020, als sie kurz vor Ausbruch der Pandemie zusammen mit ihrem Vater Armin Lutz Seidel das Start-up SHAVENT gründete. Nach einem erfolgreichen Auftritt bei der Höhle der Löwen ist das Vater-Tochter-Gründungs-Duo nun dabei, den Markt mit ihren nachhaltigen und hochwertigen Rasierern umzukrempeln.

1. Die ersten dokumentierten Rasierer gab es tatsächlich schon vor Jahrtausenden. Wie kann man ein solch etabliertes Produkt heute noch einmal neu erfinden?

Das ist richtig. Tatsächlich waren die klassischen Metall-Rasierer, an die wir meist denken, wenn wir uns an die Rasur unserer Großväter erinnern, in gewisser Weise moderner als die heutigen – denn sie hatten auch schon ein Material-effizientes Klingensystem, in dem nur minimale Mengen reinen Metalls ausgetauscht wurden, wenn die alten Klingen stumpf geworden waren.

Nur mit dem heutigen Rasur-Komfort kann Opas Rasierhobel nicht mehr mithalten. Die meisten von uns haben das Rasieren mit einem flexiblen Kopf und der ausbalancierten Auflagefläche mehrerer Klingen gelernt und sind daher heute oft aus Gewohnheit in diesem klassischen System „gefangen“: Zuerst ein billiger Rasierergriff aus der Drogerie und dann langfristig teure, ressourcenaufwändige Klingenköpfe der jeweiligen Marke nachkaufen.

Das wollten wir anders machen. Der SHAVENT war ein Einfall meines Vaters – so richtig klischeehaft „unter der Dusche“. Er hat sich gefragt, warum er ständig so viel Geld für Wechselköpfe ausgibt und damit auch noch Unmengen nicht recyclebaren Abfalls produziert. Da er keine Alternative gefunden hat, hat er sich einfach selbst einen Rasierer gebaut, zum Patent angemeldet, und so haben wir unser Family-Start-up gegründet:

Mit seinem Schwingkopf und drei Klingen vereint der SHAVENT den vollen Komfort moderner Rasur mit den Vorteilen klassischer Rasierhobel: hergestellt aus reinem, elegantem Metall, keine Verwendung unschönen Plastiks und Unabhängigkeit durch günstige Standard-Rasierklingen als Ersatz.

2. Die Nachhaltigkeit stand bei der Entwicklung der SHAVENT-Rasierer im Vordergrund. Warum wurde es dafür Zeit und warum muss Nachhaltigkeit nicht automatisch Verzicht bedeuten?

Als wir das erste Mal nachgerechnet haben, wieviel Abfall durch Nassrasuren entsteht, haben wir gedacht, wir haben einen Kommafehler gemacht: Bis zu 500.000.000 Wechselköpfe landen allein in Deutschland jedes Jahr im Restmüll! Das entspricht dem Gewicht der Freiheitsstatue in New York – multipliziert mit 13! Das ist doch einfach irre!

Und dass viele Menschen einen Umstieg auf einen klassischen Rasierhobel scheuen, das haben wir nach dem ersten Versuch auch sofort verstanden: starrer Kopf, eine Klinge – mit schneller Rasur unter der Dusche ist da nichts. Da sind Schnitte vorprogrammiert. Wir haben uns wirklich geärgert: Warum muss Nachhaltigkeit immer noch so oft mit Verzicht auf Komfort verbunden sein? Sind wir wirklich immer noch auf dem Stand, dass Nachhaltigkeit unbequem und unkomfortabel bedeuten muss?

Nein! Mit dem SHAVENT zeigen wir, dass man Komfort, Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit wunderbar zusammenbringen kann! Denn das Rasur-Ergebnis beim SHAVENT begeistert unsere Kunden immer wieder. Wie emotional das Thema Rasur sein kann, wird einem oft erst durch einige glühende Bewertungen bewusst.

3. Der SHAVENT ist ein noch recht junges Produkt. Wie reagieren die Nutzerinnen und Nutzer darauf und bemerkt man, dass bei den Konsumentinnen und Konsumenten auch zunehmend der Nachhaltigkeitsgedanke im Vordergrund steht?

Was mich immer wieder fasziniert, ist, wie viel Lust die Menschen auf unsere Idee haben und wie begeistert sie von der Rasur sind. Wir haben mit unserer 30-Tage-Geld-zurück-Aktion ja eine Absicherung für unsere Kunden, auch weil der SHAVENT am Anfang eine etwas höhere Investition ist, als man es aus der Drogerie gewohnt ist. Dennoch haben wir seit Beginn, inklusive der unglaublichen Zeit nach der Höhle der Löwen, durchweg geringe einstellige Prozentwerte bei den Retouren-Raten. Das zeigt mir, dass der SHAVENT für eine breite Zielgruppe wirklich die Alternative ist, als die wir ihn entworfen haben.

Die Kaufmotive für den SHAVENT sind tatsächlich sehr verschieden – für die eine steht die Vermeidung von Plastik im Vordergrund, für ganz viele ist es aber auch einfach die Wertigkeit und Unabhängigkeit. Sie haben keine Lust mehr auf unschönes Plastik und regen sich regelmäßig auf, wenn sie in der Drogerie die Klingenköpfe nachkaufen müssen – über den Preis, die sperrige Verpackung, die Abhängigkeit. Da bietet der SHAVENT die perfekte Abhilfe: Kundinnen und Kunden behalten den Komfort, aber tauschen langfristig teure Wechselköpfe gegen günstige Standard-Rasierklingen. Nach durchschnittlich 24 Monaten hat sich der SHAVENT amortisiert und spart ab dann sogar jedes Jahr Geld ein. Dass die Kundinnen und Kunden ganz nebenbei auch noch eine ganze Menge Plastikabfall einsparen, ist ein extra „Goodie“.

4. Du hast vor der Gründung von SHAVENT bereits als Geschäftsführerin von Hello Fresh gearbeitet. Wie war für dich der Perspektivwechsel, selbst Gründerin zu werden, und hat deine Ausbildung an der WHU dazu beigetragen?

Nach meinen vielen Stationen (Strategieberatung, Industrie, Start-up) wollte ich schon lange endlich selbst etwas aufbauen. Aus der ursprünglichen Idee, eine Company-Gruppe mit mehreren kleineren organisch wachsenden Themen aufzusetzen, ist dann quasi über Nacht unser Großprojekt SHAVENT geworden und ich freue mich darüber jeden Tag.  Na gut, vielleicht nicht jeden Tag, aber an den meisten ;-).

Die WHU, meine Zeit dort, meine Ausbildung, die Perspektive, die Einstellung und die Menschen, mit denen ich dort studiert habe – all das ist das feste Fundament meines gesamten beruflichen Weges und ist ein großes Puzzlestück dessen, wer ich heute als Person bin. Ich tue mich schwer, zu bestimmen, was die Zeit an der WHU dazu nicht beigetragen haben könnte.

5. Dein Co-Founder bei SHAVENT ist Armin Lutz Seidel – dein Vater. Wie funktioniert dieses Vater-Tochter-Gespann und ist es ein Vorteil, wenn der Co-Founder aus der eigenen Familie kommt?

Mein Dad und ich ergänzen uns einfach extrem gut – als erfahrener Maschinenbauingenieur hat er ein Repertoir, um das ich ihn als BWLer oft beneide. Umgekehrt habe ich einen umfangreichen Erfahrungsschatz in den Bereichen B2C, E-Commerce, Operations und einigen mehr, der unser Produkt entscheidend voranbringt. So sind wir der etwas andere Ansatz eines Familienunternehmens!

Ich sage ganz klar: Es muss viel mehr Family-Start-ups geben! 38 Jahre Diskussionskultur – ja, so alt bin ich inzwischen – volles Vertrauen und Einigkeit über die gemeinsamen Ziele. Mit welchen anderen Co-Foundern hat man so etwas schon?

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