MSc-Alumnus Siddik Turhalli über die WHU, Risikokapital und wie man etwas bewirkt
2001 kam ich als kurdischer Flüchtling nach Deutschland (Rostock). Wir sind mit der Familie nach Dortmund gezogen, wo ich relativ schnell Deutsch lernte – über Kinderbücher wie „Was ist Was?“
In Deutschland habe ich auch meine Liebe zum Sport entdeckt. Ich habe einen schwarzen Gürtel in Taekwondo gemacht und in der Basketball-Jugendnationalmannschaft gespielt. Wie so viele andere, wusste ich nach dem Abitur nicht, was ich machen wollte. Ich begann an einer Universität (Ruhr University Bochum) im Westen von Deutschland zu studieren. Ich kämpfte mit den Lehrmethoden und habe fast ganztags gearbeitet, um ein Auslandssemester in Kanada zu finanzieren. Ich hatte absolut keine Vorkenntnisse von Consulting und Finanzwesen. Ich habe während meines Auslandsstudiums eine Menge von meinen Kommiliton:innen gelernt, einschließlich der großartigen Möglichkeiten, die der Abschluss an einer Wirtschaftshochschule bietet.
Was sind deine Leidenschaften?
Ich bin auch ein großer Fan von sozialem Engagement. Meine Initiative „EMPATHY“ ist innerhalb von drei Monaten von 2 auf 40 Mitglieder angewachsen. Mit dieser Initiative wollen wir einen Austausch zwischen jungen Menschen mit verschiedenen Hintergründen ermöglichen, damit sie neue Perspektiven gewinnen. Wir bieten auch Bildungsveranstaltungen, Mentoring und finanzielle Unterstützung für Studierende, die dies brauchen. Ziel ist, gerade Studierenden, die durch ihre soziale Herkunft eingeschränkt sind, systematisch Zugang zu neuen Erfahrungen und Wissen zu geben.
Warum hast du dich für den Master an der WHU entschieden?
Bei Erfolg geht es oftmals um Kompetenz. Heutzutage können Wissenslücken mit Google und einer Form von Neugier ausgeglichen werden. Aber was ist mit den Dingen, denen du dir gar nicht bewusst bist? Wie kannst du Fragen zu Themen stellen, von denen du gar nicht weißt, das sie existieren? Das ist der Punkt, an dem mir meine Kommiliton:innen geholfen haben und mir von den besten Business Schools wie der WHU erzählt haben. Ich liebe Entrepreneurship und hatte auch schon einige Businessplan-Wettbewerbe gewonnen. Insofern war für mich klar, dass ich den Master in Entrepreneurship an der WHU studieren wollte. Und hier begann das wirkliche exponentielle Wachstum meines Wissens.
Wie waren deine Erfahrungen an der WHU?
Ich habe so viel gelernt - von den WHU-Professor:innen, den Gastrednern und den anderen Studierenden. Sie hatten alle schon in verschiedensten Bereichen gearbeitet, wie Consulting, Investment Banking und Risikokapital. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Vorstellung von alldem. An dem Punkt habe ich begriffen, warum ich die WHU gewählt hatte. Sie hat meine Perspektive erweitert. Ich wusste, dass ich mit Motivation und Struktur meine analytischen Fähigkeiten weiterentwickeln und Erfahrung in strategischem Consulting und Private Equity sammeln konnte.
Ich habe Angebote von Arbeitgebern erhalten, bei denen ich nie geglaubt hätte, überhaupt eine Chance zu haben. Ich habe mich hochgearbeitet. Dabei war die WHU ein wichtiger Bestandteil. Diese Gemeinschaft und dieses Gefühl des Zusammenhalts gibt es meiner Meinung nach nirgendwo sonst. Es gibt weder Arroganz noch puren Wettbewerb, wie viele denken. Und ich sage das, obwohl ich eher aus einer sozial benachteiligten Gegend komme.
Was interessiert dich am meisten am Entrepreneurship?
Ich habe eine Karriere im Risikokapitalmarkt verfolgt, weil ich eine neugierige Person bin und weil man sich hier beruflich weiterentwickeln kann. Jeden Tag lernt du etwas über Innovationen in extrem unterschiedlichen Märkten, wie Gesundheit, Immobilien, Finanzen, Impact, u. v. a. Ich finde es toll, ambitionierten Gründern zu helfen, die Welt mit ihren Investitionen zu verändern.
Für mich ist es wichtig, das Wissen, das ich mir aneignen durfte, an Menschen weiterzugeben, die etwas lernen möchten. An der London School of Economics konnte ich den besten Gründern als Mentor helfen, sich weiterzuentwickeln. Ich habe ein Start-up in Afrika im Bereich Gesundheitstechnik unterstützt (WIIQuare), das gewonnen hat und eine Förderung erhielt. Ich halte auch Vorlesungen an der SMI (Steinbeis-Hochschule School of Management and Innovation), wo ich Entrepreneurship und Venture Capital Finance unterrichte.