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06.05.2020

Wie läuft ein Praktikum in Zeiten von Corona?

„Gerade in einer Krise hat man die Möglichkeit, mehr über sich zu erfahren.“

Heike Hülpüsch, Director Career Center an der WHU – Otto Beisheim School of Management, erzählt im Interview, wie auch das Career Center auf die durch das Coronavirus gegebenen Arbeits- und Reiseeinschränkungen reagiert hat. Studierende werden virtuell zum Praktikum beraten und Networking findet digital statt.

Die meisten unserer BSc und MSc Studierenden hatten bereits ihre Praktika für die kommende semesterfreie Zeit fest zugesagt. Durch Covid-19 sind zahlreiche Praktika gecancelt worden. Welche Rolle spielt das Career Center in diesem Zusammenhang?

Zunächst haben wir einzelne „Hilferufe“ von Studierenden bekommen, denen die Praktika abgesagt wurden. Als die Corona-Situation sich verschlimmerte, stieg auch die Zahl der Studierenden, die uns kontaktierten. Gleichzeitig haben wir in all unserer Kommunikation mit Externen unaufhörlich nach Möglichkeiten gefragt, die Lücke der abgesagten Praktika zu füllen. Am erfolgreichsten war die Anfrage an eine Reihe von Alumni mit der Betreffzeile: We need your help #wekeepWHUrunning. In dieser Mail war ein Link hinterlegt bei dem man sofort sein Praktikums-Angebot hochladen konnte (Laufzeit, Tätigkeitsbeschreibung, Anforderungsprofil, Sprachkenntnisse usw.). Im Career Center haben wir in Team-Calls versucht, bestmöglich „Suchende“ mit „Bietenden“ zu matchen und connecten.

Vor allem in Krisenzeiten erhält die Beziehungspflege einen besonderen Wert. Wie gestaltet sich die weitere Arbeit mit dem Alumni-Netzwerk?

Die Alumni-Arbeit und der Austausch mit unseren Absolventen war schon immer ein wichtiger Schwerpunkt der Ausrichtung unseres Career Centers. Wir pflegen einen engen Austausch mit unseren Alumni. Das bewährt sich gerade in dieser Krise besonders. Wir befragen unsere Absolventen so lange bis wir letztendlich wissen, wer wo und ab wann ein potenzieller Arbeitgeber ist. Zu verschiedenen Veranstaltungsformaten – als Veranstaltungen auf dem Campus noch stattfanden – laden wir unsere Alumni ein – und das „WHUnderbare“ ist: sie kommen stets gerne.

Wie sieht es mit internationalen Praktika aus? Ist hier eine Umstellung auf z.B. Homeoffice/Remote denkbar – trotz Zeitverschiebung? Was passiert, wenn Praktika komplett abgesagt werden?

Leider wurden auch internationale Praktika abgesagt. Dies geschah auch aufgrund der Reisewarnung des Robert-Koch-Instituts. Eine Umstellung auf Remote ist nur hier und da gelungen. Die Hochschule bietet die Möglichkeit, sein internationales Praktikum im nächsten Jahr nachzuholen und in diesem Jahr ein weiteres nationales Praktikum zu absolvieren.

Wie in jeder Abteilung, in der die Arbeit durch den Kontakt mit anderen Menschen geprägt ist, müsst auch ihr aktuell umdenken. Persönliche Beratungstermine sind kaum möglich, Karriere-Events wie Unternehmenspräsentationen und Job-Messen am Campus können nicht stattfinden. Wie löst ihr diese Herausforderung?

Gott sei Dank hatten wir gerade sämtliche Unternehmenspräsentation, Workshops und Karriereevents abgeschlossen. Von Tag Eins an haben wir einen täglichen Team-Call initiiert. Jede von uns ist technisch so ausgestattet, dass sie (bei Bedarf) problemlos aus dem Home-Office arbeiten kann. Beratungstermine mit Studierenden wurden ebenso umgestellt und finden alle online statt.

Vermehrt ist in den Medien zu lesen, dass Unternehmen Remote-Praktika anbieten, die für die Studierenden im Home-Office stattfinden. Wie kommen diese bei Studierenden an und wie ist eure Einschätzung zu solchen digitalen Arbeitserfahrungen?

Es ist ja nicht nur eine Person von der Krise betroffen – wir alle sind eingeladen, umzudenken und das Beste aus der Situation zu machen. Vor 8 Wochen war die Fragestellung eine andere - jetzt würde ich jeder und jedem empfehlen, lieber Remote zu arbeiten als gar kein Praktikum zu machen. Gerade in einer Krise hat man die Möglichkeit, mehr über sich zu erfahren und beim Reflektieren werden jedem bestimmte Dinge klar - wie zum Beispiel: was ist mir wirklich wichtig oder wo sehe ich meine Stärken. 

Welche Auswirkungen könnten die aktuellen Lösungen in der aktiven Unterstützung von Praktika in Zukunft haben? Werden voraussichtlich Interviews und Vorstellungsgespräche zunehmend digital stattfinden?

Wir sind im Career Center fest davon überzeugt, dass sich die Interview-Prozesse digitalisieren werden. Bereits im Oktober 2019 hatten wir einen HireVue-Workshop zu diesem Thema für unsere Studierenden. Im Workshop wurden Interviewfragen gestellt; die Studierenden filmten sich gegenseitig und analysierten und reflektierten anschließend ihre Aufzeichnungen. Das war eine wertvolle Übung, um unter Druck im agilen Umfeld zu arbeiten. Dies sind unter anderem Fähigkeiten, die sowohl während einer Krise, als auch in der Zeit danach an Bedeutung zunehmen werden.

Hier gelangen Sie zu den Eindrücken, die Dr. Christine Menges (Director WHU MBA Career Center) zum aktuellen Arbeitsmarkt für MBA Studierende in Deutschland teilt

 

Lesen Sie auch, wie andere WHU-Abteilungen die aktuelle Situation gemeistert haben: 

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